Prisma

Kugelfisch-Gift statt Opioiden

Lokale Anästhesie mit Liposomen

cae | Das in Liposomen gespeicherte Nervengift Tetrodotoxin (TTX) kann bei Bedarf mithilfe von Ultraschall freigesetzt werden und eine lokale Schmerzfreiheit bewirken.

Die Therapie von Patienten mit chronischen Schmerzen, insbesondere aufgrund von Tumoren, bleibt eine große Herausforderung. Nachdem lange Zeit eine Unterversorgung mit Opioiden beklagt worden war, schlägt das Pendel in Nordamerika derzeit wieder in das andere Extrem aus. Als Alterna­tive zu Opioiden wird dort das aus dem Kugelfisch isolierte TTX diskutiert. Es ist zwar nirgendwo als Arzneimittel zugelassen, wurde aber in einer internationalen Studie erfolgreich getestet (n = 149). Nach s. c. Injektion dauerte die Analgesie im Schnitt 57 Tage.

Eine Alternative zur Spritze ist die Applikation von TTX in Liposomen, die auch den Sonosensitizer Protoporphyrin IX enthalten. Bei Bestrahlung mit Ultraschallwellen produziert er reak­tive Sauerstoffspezies, die die Liposomenmembranen zerstören, sodass das TTX austritt. So könnten Patienten sich bei Bedarf durch Anschalten eines Ultraschallgerätes selbst die nötige Dosis TTX verabreichen. Bei Probanden zeigte sich weder eine systemische Wirkung von TTX noch eine lokale Gewebsschädigung. |

Quellen

Hagen NA. Tetrodotoxin for Moderate to Severe Cancer-Related Pain: A Multicentre, Randomized, Double-Blind, Placebo-Controlled, Parallel-Design Trial. Pain Res Manag; Epub 7.5.2017

Rwei AY et al. Ultrasound-triggered local anaes­thesia. Nature Biomed Eng 2017;1:644-653

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