Arzneimittel und Therapie

Freispruch für Antidepressiva?

Pränatale Exposition ohne Einfluss auf IQ

rr | Die Einnahme von Antidepres­siva während der Schwangerschaft erfolgt nach strenger Nutzen-Risiko-Abwägung. Befürchtet wird unter anderem eine eingeschränkte intellektuelle Entwicklung des Kindes. Zumindest hierbei scheint die Angst unbegründet zu sein.

Entwarnung gibt eine aktuelle Kohortenstudie unter Einschluss von 179.007 Kindern, die zwischen 2006 und 2007 geboren und bis 2014 nachbeobachtet wurden. Sie wurden auf zwei Gruppen verteilt, je nachdem, ob ihre Mütter ab dem Zeitpunkt der vermuteten Konzeption Antidepressiva eingenommen hatten oder nicht. Tatsächlich war der Anteil an Kindern mit geistiger Behinderung (IQ < 70) unter jenen höher, die pränatal Anti­depressiva ausgesetzt waren (0,9% vs. 0,5%). Jedoch war ­dieser Unterschied unter Berücksichtigung von Störfaktoren wie Bildungsabschluss, Alter und psychiatrischen Erkrankungen der Eltern nicht mehr signifikant. Dieses Ergebnis bestätigte sich auch bei differenzierter Betrachtung von Serotonin-Wiederaufnahmehemmern (SSRI), Nicht-SSRI und anderen psychotropen Arzneistoffen. Risikofrei ist die Einnahme von Antidepressiva während der Schwangerschaft jedoch nicht: Der Verdacht, sie würden die Entwicklung von Autismus begünstigen und zu einem verminderten Geburtsgewicht führen, besteht weiterhin. |

Quelle

Viktorin A et al. Association of antidepressant medication use during pregnancy with intellectual disability in offspring. JAMA Psych 2017, published online 12. Juli, doi: 10.1001/jamapsychiatry.2017.1727

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