DAZ aktuell

Die Wahlkampfmaschine läuft an

Apotheker engagieren sich im Wahlkampf. Kandidaten besuchen Apotheken. ABDA startet „Wahlradar Gesundheit“ und produziert Postkarten und Videos.

wes | Die Kandidaten für die Bundestagswahl am 24. September touren unermüdlich durch die Republik bzw. ihren Wahlkreis. Dabei besuchen sie auch immer wieder Apothekerinnen und Apotheker, die die Chance nutzen, den (zukünftigen) Abgeordneten ihre Sorgen und Nöte zu vermitteln.

So auch Dr. Marc Muchow aus der kleinen Stadt Kirchheimbolanden in Rheinland-Pfalz (s. auch „Eine wich­tige Anlaufstelle“, S. 62 dieser DAZ). Der Inhaber der Donnersberg-Apotheke hatte am vergangenen Freitag den örtlichen CDU-Bundestagsabgeordneten Xaver Jung zu Besuch. Jung rechnet sich Chancen aus, den traditionell „roten“ Wahlkreis Kaiserslautern, in dem Kirchheimbolanden liegt, zu gewinnen. Er nahm sich rund anderthalb Stunden Zeit für seinen Besuch in der Apotheke – und das, obwohl es weder der erste noch der letzte Termin an diesem Tag war: Insgesamt besuchte Jung sechs Unternehmen der Stadt – vom Leiterplattenhersteller über eine Mälzerei bis zum Autohaus – bevor er dann am Abend im Nachbarort ein Volksfest einweihte.

Foto: DAZ/wes
MdB Xaver Jung (re.) im Gespräch mit Apotheker Dr. Marc Muchow (verdeckt) – das Video vom Besuch wird auf Youtube zu sehen sein.

Unterstützung bekam Muchow für seinen Termin vom Apothekerverband Rheinland-Pfalz. Man habe in allen Wahlkreisen des Landes solche Wahlkreis-Botschafter, erklärt LAV-Pressesprecher Frank Eickmann. Diese sollen Kontakt zu den Kandidaten aufnehmen und die Botschaft vermitteln, dass die Apotheke eine wichtige Institution ist. In Eickmanns Augen funktioniert das bisher sehr gut, die Apotheker brächten ihre Themen intensiv in den Wahlkampf ein. Die Landesapothekerverbände und -kammern stellen den Wahlkreis-Botschaftern, die es für praktisch alle 299 Wahlkreise gibt, nicht nur die Namen und Adressen aller Bundestagskandidaten zur Verfügung, sondern helfen auch bei der inhaltlichen Vorbereitung. Die ABDA hat dafür verschiedene „Pakete“ mit Motiven, Leitfäden und Mustertexten zusammengestellt. Dazu komme „natürlich jederzeit eine direkte persönliche Unterstützung der Wahlkreisapotheker durch das Netzwerkbüro“ so ein ABDA-Sprecher.

Karte: ABDA/Screenshot: DAZ
Mit satirischen Postkarten weist die ABDA auf die drängendsten Themen der Apotheker wie die Ungleichbehandlung von Versand- und Vor-Ort-Apotheke hin.

Fragen, Karten, Videos

Bis zum 24. September sollen die Wahlkreis-Botschafter vor allem alle Kandidaten von CDU/CSU, SPD, Linke, Grüne, FDP und AfD anschreiben, um ihre Positionen zu wichtigen apothekerlichen Themen zu erfragen. Diese Antworten werden dann auf www.wahlradar-gesundheit.de veröffentlicht. Noch ist die entsprechende Rubrik relativ leer, bis Redaktionsschluss dieser DAZ fand sich dort nur eine Antwort. In den nächsten Tagen rechne man bei der ABDA aber mit „vielen weiteren Antworten“, wenn mit dem Ende der Sommerferien und dem Fernsehduell am Sonntag die heiße Wahlkampfphase beginnt.

Neben den Politikerantworten finden sich auf der Webseite auch Umfrageergebnisse zu gesundheitspolitischen Themen, Daten und Fakten zum Apo­thekenwesen in Deutschland, Neuigkeiten aus dem Wahlkampf – und Postkarten mit Motiven des bekannten Cartoonisten Jürgen Tomicek. Diese verschickt die ABDA an „wichtige gesundheitspolitische Entscheider“, um auf die Anliegen der Apotheker aufmerksam zu machen. Die Karten sollen zum Dialog anregen und „mit Fakten aufklären“. Ob dies gelingt, bleibt vorerst unklar. Im Netzwerkbüro von Wahlradar Gesundheit seien noch keine Rückmeldungen der Angeschriebenen ein­gegangen, heißt es.

Großes Engagement der Apotheker

Apotheker Muchow hat dem CDU-Kandidaten die Wahlradar-Fragen direkt in der Apotheke gestellt, ein Filmteam hat das kleine Interview gefilmt. Zusammen mit den Aufnahmen des Politiker-Besuchs in der Apotheke soll daraus ein Video entstehen, das im Laufe dieser Woche auf dem Youtube-Kanal des Wahlradars veröffentlicht werden soll. Zwei kurze Filme finden sich dort bereits: Einer vom Sommerfest von Apothekerkammer und -verband Thüringen und einen zweiten über den Besuch von Peter Weiß (CDU) und Felix Fischer (FDP) in der Stadt-Apotheke im badischen Emmendingen. (Wenn Sie den Webcode H8JD3 auf DAZ.online in das Suchfeld eingeben, gelangen Sie direkt zum Youtube-Kanal „Wahlradar Gesundheit“.)

Auch viele andere Apotheker, und beileibe nicht nur die „offiziellen“ Wahlkreis-Botschafter, sind nicht untätig, in der DAZ und auf DAZ.online wird seit Wochen immer wieder über Apothekenbesuche von Politikern berichtet. Nur zwei von vielen Beispielen: Der Vorsitzende des Bundestags-Gesundheitsausschusses, Edgar Franke von der SPD, war Ende Juli in der Aesculap-Apotheke in Melsungen zu Besuch. Und die westfälisch-lippische Kammerpräsidentin Gabriele Regina Overwiening hat gleich alle Kandidaten aus ihrem Wahlkreis Steinfurt/Borken in ihre Apotheke eingeladen. Fünf von ihnen haben einen Besuch zugesagt.

LAV-Sprecher Eickmann lobt denn auch ausdrücklich das große Engagement der Apotheker. Und auch wenn er aktuell einen guten Teil seiner Arbeitszeit mit der Koordination und Organisation solcher Termine verbringt: Apotheker, die Kontakt zu einem Kandidaten aufnehmen wollen – oder ihrerseits kontaktiert werden – bekommen bei ihrer Landesapothekerkammer oder ihrem -verband Unterstützung und Hilfe. |

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