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Von Pessimismus keine Spur

BPhD-Präsident Max Willie Georgi zur Zukunft des Apothekerberufs

cel/ral | Wie sehen Pharmaziestudierende die Zukunft ihres Berufsstandes angesichts EuGH-Urteil und Liberalisierungs-Forderungen? DAZ.online sprach darüber mit Max Willie Georgi, dem Präsidenten des Bundesverbands der Pharmazie­studierenden – und wurde positiv überrascht. Von Pessimismus war im Gespräch nichts zu spüren. Vielmehr machte Georgi deutlich, dass er in der inhabergeführten öffent­lichen Apotheke nach wie vor eine tragende Säule des Apothekerberufs sieht und gerade Filialen eine Chance für den Nachwuchs seien, um wirtschaftliche Selbstständigkeit zu üben.
Foto: BPhD
Max Willie Georgi, Präsident des BPhD, sieht in der öffentlichen Apotheke kein „Auslaufmodell“.

Jungpharmazeuten hätten aufgrund der intensiven Ausbildung zwar die Bereitschaft, pharmazeutische Verantwortung zu übernehmen, die Herausforderung der wirtschaftlichen Verantwortung, also die Aufgabe eine Apotheke wirtschaftlich zu führen, wirke hingegen gelegentlich abschreckend, meinte Georgi und zog daraus den Schluss: „Mein Eindruck ist, dass es vor allem junge Kollegen sein werden, die eine Filialleitung übernehmen möchten, weil sie hier genau das haben: pharmazeutische Verantwortung ohne das volle wirtschaftliche Risiko.“

ABDA und BAK haben offenes Ohr für Studenten

Die Standesvertretung ist für Georgi ein wichtiger Pfeiler beim Übergang vom Studium zum Beruf und der damit verbundenen Orientierungssuche. Einige Kammern würden sich bemühen, künftige Pharmazeuten schon früh für die Arbeit in der öffentlichen Apotheke zu gewinnen. So sei beispielsweise die Kammer Thüringen bereits in der Zeit an der Universität präsent und gebe Ausblicke auf das spätere Berufsleben. Bundesweit sei so etwas allerdings schwieriger. Von der ABDA im Stich gelassen, fühlt sich ­Georgi dennoch nicht: „Natürlich sind wir als junge Generation von Zeit zu Zeit etwas frustriert, wenn unsere Vorstellungen und die Vorstellungen der ABDA oder BAK auseinandergehen. Wir sind aber auch froh darüber, dass sie sich trotzdem auch um den Dialog bemühen, ein offenes Ohr für uns haben und uns als BPhD unterstützen.“

Ruf nach interprofessioneller Patientenbetreuung

Danach gefragt, was sich ändern müsste, damit öffentliche Apotheken auch in Zukunft für junge Apotheker ein attraktiver Arbeitsplatz bleiben, nannte Georgi das Stichwort „interprofessionelle Patientenbetreuung“. Die Forderung hiernach werde unter den Studierenden und Jungapprobierten immer lauter. Wichtig ist laut Georgi in diesem Zusammenhang, dass der administrative Aufwand der Apotheken nicht immer noch höher wird, wohingegen sich Ärzte „mehr und mehr in Medizinischen Versorgungszentren zusammenschließen“. Er könne sich daher interprofessionelle Medizinische Versorgungszentren mit medizinischem und pharmazeutischem Personal vorstellen. Neben gesetzlichen Fragezeichen, die sich hieraus ergeben, solle man über Möglichkeiten nachdenken, die Inhaberschaft solcher Einrichtungen auszuweiten.

Einen Anreiz, sich für ein Pharmaziestudium und später für die Arbeit in der öffentlichen Apotheke zu entscheiden, könnte Georgi zufolge auch eine bessere Vergütung sein. Im Vergleich zu anderen Branchen sei die Vergütung für Apotheker zu niedrig angesetzt. Das gelte im Übrigen auch für den Ausbildungsberuf der PTA und für Pharmaziestudierende im Praktikum: „Für Letztere sollte zumindest der gesetzliche Mindestlohn angestrebt werden“, ­forderte Georgi.

Türöffner Approbation

Von seinen Studienkolleginnen und -kollegen sieht Georgi ungefähr ein Drittel später in der Offizin. Für den Großteil seien jedoch auch andere Berufszweige wie Krankenhaus, Industrie oder Forschung/Universität interessant. Das habe auch eine Umfrage gezeigt, die der BPhD vor zwei Jahren durchgeführt hatte. Die Approbation sei zum Glück für alle diese Zweige der gemeinsame Tür­öffner: „Die Approbation bietet uns die wunderbare Möglichkeit, vieles auszuprobieren und auch später noch Wahlmöglichkeiten im Beruf zu haben.“ |

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