Aus der Hochschule

Das war’s – der Abschluss einer Hochschullehrerkarriere

Prof. Theodor Dingermann verlässt die Universität Frankfurt

Es war eher unspektakulär, wie der Frankfurter Pharmazeutische Bio­loge Prof. Theodor Dingermann, der auch bei den Studierenden – natürlich nur inoffiziell – „der Theo“ war, seine Karriere als Hochschullehrer beendete.
Foto: Zündorf
Prof. Theodor Dingermann unter der letzten Folie seiner letzten Vorlesung.

Auf seinen ausdrücklichen Wunsch hin verabschiedete sich Theo nicht etwa mit einer speziellen und offiziellen Abschiedsvorlesung, sondern einfach nur mit einer „letzten Vorlesung“ aus dem Dienst. Kaum jemand hatte dieses Ereignis auf dem Schirm, und so staunten diejenigen, die die Vor­lesung besuchten, nicht schlecht, als die letzte Folie eingeblendet wurde, aus der unmissverständlich klar wurde, dass man wohl Zeuge einer eigentlich besonderen Vorlesung geworden war.

Dass tatsächlich erst das Sommersemester 2017 das Ende von Theos Hochschullehrerkarriere markierte, war nicht selbstverständlich, denn pensioniert ist er bereits seit vier Jahren. Konsequent trat er mit Erreichen der offiziellen Altersgrenze in den ­Ruhestand. Eine Verlängerung auf seiner Position als Lehrstuhlinhaber der Pharmazeutischen Biologie in Frankfurt, kam für ihn nicht infrage. Stattdessen räumte er sein Büro und übergab vor vier Jahren alle seine Ressourcen an seinen Nachfolger, Prof. Robert Fürst.

Aber der Fachbereich und die Universitätsleitung wollten auf seine Erfahrung und auf die inneruniversitäre Akzeptanz, die Theo seit seiner Zeit als Vizepräsident der Universität genießt, nicht verzichten und boten ihm eine Seniorprofessur für zunächst drei Jahre an, die im letzten Jahr noch einmal um ein Jahr verlängert wurde. Neben Aufgaben für die Gesamt-Universität war mit dieser Position auch ein Lehrdeputat verbunden, dem Theo natürlich nachkam, indem er den Frankfurter Studierenden im Hauptstudium das immer umfangreicher werdende Spezialwissen zu den rekombinanten Wirkstoffen näherbrachte.

Genau diese Kompetenz war im ­Übrigen vor 27 Jahren ausschlaggebend, dass Theo nach Frankfurt berufen wurde. Damals wagten die Frankfurter Pharmazeuten das Experiment, den Lehrstuhl für Pharmazeutische Biologie nicht konservativ mit einem Naturstoffforscher zu besetzen, sondern mit einem Wissenschaftler, der zwar als Gentechnologe ausgewiesen, aber in der Community der pharmazeutischen Hochschullehrer völlig unbekannt war. Nach seinem Pharmaziestudium in Erlangen hatte Theo in Biochemie promoviert, war dann für einen zweijährigen Forschungsaufenthalt an die Yale University in New Haven, USA, gegangen und hatte sich anschließend im Fach Biochemie/Molekularbiologie habilitiert. Das Experiment der unkonventionellen Berufung ist offensichtlich geglückt: Heute kennt jeder in der Fachöffentlichkeit den Namen Theo Dingermann.

Theos „Mission“ war schon immer, pharmazeutisch/medizinisches Wissen zu erläutern. Davon zeugt nicht nur seine Lehrtätigkeit als Hochschullehrer, sondern auch die unzähligen Vorträge, Artikel in der Fach- und Laienpresse sowie die stattliche Zahl von Lehrbüchern, die zum Teil ganz neue Felder für die Pharmazie eröffnet haben, darunter die Gentechnik/Biotechnik, die Immunologie und jüngst auch die stratifizierte Arzneimitteltherapie.

Die letzte Vorlesung ist zwar jetzt über die Bühne gegangen, auf den anderen Tätigkeitsfeldern will er aber noch eine ganze Zeit aktiv bleiben – das hat Theo versprochen. |

Robert Fürst, Rolf Marschalek, Ilse Zündorf

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