Ernährung

Was spricht für Erythrit?

Der Zuckeraustauschstoff ist nicht diabetogen und hat weniger Kalorien als Zucker

ck | Als kalorienarme Zuckeralternative wird Erythrit gerade auf Diät- und Fitnessblogs empfohlen. Dabei ist der Zuckeraustauschstoff gar nicht so neu. Er wird unter der Bezeichnung E968 schon lange von Herstellern eingesetzt, die Lebensmittel mit einem reduzierten Kaloriengehalt auf den Markt bringen.

§ 4 der Zusatzstoffzulassungsverordnung (ZzulV) befasst sich mit den Süßungsmitteln, zu denen Zuckeraustauschstoffe und Süßstoffe gehören. Als Zuckeraustauschstoffe werden Zuckeralkohole bezeichnet, zuckerähnliche Verbindungen, deren Süßkraft sehr unterschiedlich sein kann. Meist ist sie geringer als die von Zucker. Süßstoffe sind meist synthetisch hergestellte Ersatzstoffe für Zucker, die zum Teil eine enorme Süßkraft haben, aber nur sehr wenig Energie liefern. Die ZzulV führt in der Anlage 2 sieben zugelassene Zuckeraustauschstoffe (siehe Tabelle 1) und neun zugelassene Süßstoffe auf. Nach EU-Recht muss seit 2014 auf Zutatenlisten nur noch die Ober­bezeichnung „Süßungsmittel“ sowie die entsprechende ­E-Nummer angegeben werden.

Tab. 1: In der Europäischen Union zugelassene Zuckeraustauschstoffe; Angaben modifiziert nach [1].
Name
relative Süßkraftim Vergleich zu Saccharose
Energie[kcal/g]
Kario-genität
Anmerkungen
Saccharose
1
4
hoch
Fructose
1,5
4
hoch
Zuckeraustauschstoffe (Polyole)
Erythrit
(E968)
0,7
0
keine
reduzierte Form der Weinsäure
praktisch keine gastrointestinalen Nebenwirkungen
kein Effekt auf Blutzuckerspiegel
Isomalt
(E953)
0,5
2,4
reduziert
partielle Hydrolyse u. a. zu Glucose
Einfluss auf Blutzuckerspiegel: gering
Lactit
(E966)
0,4
2,4
reduziert
reduzierte Form der Lactose
stark laxierend
kein Effekt auf Blutzuckerspiegel
Maltit
(E965)
0,8
2,4
reduziert
reduzierte Form der Maltose
Gewinnung aus Mais-Stärke
partielle Hydrolyse u. a. zu Glucose
Einfluss auf Blutzuckerspiegel: gering
Mannit (Mannitol)
(E421)
0,5
2,4
reduziert
natürliches Vorkommen: Feigen, Oliven, Pilze
aufgrund hoher Produktionskosten wenig verwendet
Effekt auf Blutzuckerspiegel: gering
Sorbit (Sorbitol)
(E420)
0,5
4
reduziert
reduzierte Form der Glucose
natürliches Vorkommen: Trockenfrüchte, Äpfel, Pflaumen
Metabolisierung überwiegend durch Darmflora zu organischen Säuren (laxierende Wirkung);
geringe Resorption und hepatische Metabolisierung zu Glucose/Fructose
praktisch kein Effekt auf Blutzuckerspiegel
Xylit (Xylitol)
(E967)
1
2,4
anti-kariogen
reduzierte Form der Xylose
kommt natürlich in einigen Obst- und Gemüsesorten vor
als Zwischenprodukt des Kohlenhydratstoffwechsels natürlicher Bestandteil lebender Zellen
kühlender Effekt auf der Mundschleimhaut
geschmacksverstärkende Wirkung auf Minzaromen
praktisch kein Effekt auf Blutzuckerspiegel

Der Zuckeraustauschstoff Erythrit gehört wie Sorbit, Xylit und Mannit zu den Zuckeralkoholen (Polyole). Die reduzierte Form der Weinsäure kommt auch natürlich in geringen Mengen in einigen Obstsorten (z. B. Birnen, Weintrauben, Pflaumen), Pilzen, fermentierten Lebensmitteln (Sojasoße, Reiswein, Bier) und Käse vor. Die Süßkraft liegt etwa bei sechzig bis achtzig Prozent derjenigen von Saccharose. Vertrieben wird es unter Handelsnamen wie Sukrin®, Sucolin® oder Xucker® Light vor allem im Internet, aber auch in Reformhäusern, Drogeriemärkten und in gut sortierten Supermärkten. Hergestellt wird die zuckerähnliche Verbindung durch Hydrierung aus Glucose oder Saccharose mittels gentechnisch veränderter Mikroorganismen oder osmophiler Pilze. Erythrit wird als Süßungsmittel in Süßwaren, Fruchtzubereitungen und Milcherzeugnissen ohne Höchstmengenbeschränkung verwendet. Aber E968 dient auch als Komplexbildner, Feuchthaltemittel, Stabilisator, Geschmacksverstärker und Dickungsmittel.

Foto: fovito – stock.adobe.com
Kalorienarme Zuckeraustauschstoffe wie Erythrit oder kalorienfreie Süßstoffe werden von vielen Verbrauchern eingesetzt, um ihr Gewicht zu halten.

Vorteil: Insulin-unabhängige Verwertung

Charakteristisch für die Zuckeraustauschstoffe ist ihre langsame Resorption sowie ihre Stabilität gegenüber Verdauungsenzymen. So belasten sie nur wenig den Blutzuckerspiegel: Polyole werden nahezu Insulin-unabhängig verwertet, daher haben sie eine große Bedeutung für die Ernährung bei Diabetes und werden sehr häufig in Diabetikerprodukten eingesetzt. Erythrit wird zu 90% bereits über den Dünndarm ins Blut aufgenommen und wird unverändert über die Nieren ausgeschieden. Da nur sehr geringe Mengen in den Dickdarm gelangen, in dem es durch bakterielle Fermentation z. B. zu Blähungen kommt, gilt Erythrit auch nach dem Verzehr größerer Mengen als gut verträglich. Es soll erst ab etwa 70 g pro Tag Durchfälle verursachen. Zum Vergleich: Mannit und Isomalt wirken schon ab ca. 10 g/Tag abführend. Erythrit löst sich in Wasser, ist hitzestabil und eignet sich daher auch zum Backen. Da Erythrit nicht durch Plaquebakterien zu organischen Säuren abgebaut wird, gilt es als nicht kariogen und soll bei regelmäßiger Anwendung ähnlich zahnpflegend wirken wie Xylit.

Als ein Nachteil kann gesehen werden, dass es nur ca. 70% der Süßkraft von Zucker bzw. Xylit besitzt. Daher müssen in Rezepten die Dosierungen umgerechnet werden. |

Quelle

[1] Smollich M, Blumenschein B. Diabetes mellitus. Süße Alternativen – Zuckeraustauschstoffe und Süßstoffe in der Diskussion. DAZ 2015;1-2;58

[2] Zusatzstoff-Zulassungsverordnung vom 29. Januar 1998 (BGBl. I S. 230, 231), die durch Artikel 23 der Verordnung vom 5. Juli 2017 (BGBl. I S. 2272) geändert worden ist, www.gesetze-im-internet.de/zzulv_1998/BJNR023100998.html

[3] Informationen der Verbraucher Initiative e.V. (Bundesverband) zu Lebensmittelzusatzstoffen, www.zusatzstoffe-online.de

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