DAZ aktuell

Arzneimittelproduktion nach Europa zurückholen

Lösungsvorschläge für weniger Lieferengpässe und mehr Versorgungssicherheit

bro/ral | Der Pharmagroßhändler Gehe hatte vergangene Woche zu ­einem politischen Dinner geladen. Auf der Veranstaltung diskutierten CDU-Arzneimittelexperte Michael Hennrich, Gehe-Geschäftsführer Peter Schreiner, mehrere Apotheker sowie ABDA-Präsident Friedemann Schmidt über die Zukunft des Apothekenmarktes. Angesprochen wurde unter anderem das Thema Lieferengpässe.
Foto: Gehe
Diskutierten über Lieferengpässe (v. l.) DAZ-Herausgeber Peter Ditzel, der die Veranstaltung moderierte, ABDA-Präsident Friedemann Schmidt, Gehe-Chef Peter Schreiner und der CDU-Arzneimittelexperte Michael Hennrich.

Anlass der Diskussion war die Frage eines Apothekers, ob das deutsche Arzneimittelsystem nicht viel zu abhängig von der Lieferfähigkeit anderer Länder sei. Gebe es bei einem indischen Lohnhersteller ein Werksproblem, breche hierzulande die Versorgung zusammen, so der Pharmazeut. Hennrich erklärte, dass er sich schon seit einigen Jahren mit diesem Problem auseinandersetze: „Bei den Lieferengpässen ist das Problem, dass wir nicht genau wissen, wer nun dafür verantwortlich ist. Wahrscheinlich gibt es mehrere Gründe dafür. Deswegen verstehe ich auch Verbände nicht, die die bloße Einführung der Mehrfachvergabe bei Rabattvertrags-Arzneimitteln fordern und glauben, dass dann alles besser wird.“

Er habe schon verschiedene Modelle durchdacht, um die Versorgungssicherheit zu verbessern, so der CDU-Politiker. „Wir haben ja auch schon über eine Arzneimittel-Reserve gesprochen. Und ich sage ganz ehrlich: Ich habe mich sogar schon mit Notproduktionsstätten der Bundeswehr in Koblenz beschäftigt.“ Grundsätzlich gab er dem Apotheker aber Recht: „Wir müssen wieder Anreize für Pharmafirmen setzen, damit diese wieder anfangen in Europa zu produzieren. Das allerdings müssten wir auf europäischer Ebene klären. Wenn man es hinkriegt, Energiepolitik europäisch zu regeln, dann muss das mit Arzneimitteln auch gehen. Ich könnte mir ­sogar europäische Preise vorstellen“, so Hennrich.

Schmidt stimmte hier zu. Die ABDA hatte sich in den vergangenen Monaten mehrfach für eine verbindliche Meldepflicht für Pharmahersteller ausgesprochen. Offenbar kann sich Schmidt aber noch weitergehendere Maßnahmen vorstellen. Bei der Gehe-Veranstaltung sagte er: „Der Arzneimittelmarkt ist kein einfacher Markt, in dem man ein Produkt einfach vom Markt nehmen kann, weil man in einem anderen Land mehr Geld bekommt. Das mag sich vielleicht unmodern und zu regulatorisch anhören, aber neben dem Anreizsystem sollte es auch eine EU-Behörde geben, die die Versorgungssicherheit im Arzneimittelbereich kontrolliert.“ |

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