... auch DAZ noch

Zahl der Woche: Fast jedes zehnte Antibiotika-Rezept kommt vom Zahnarzt

ral | Der Antibiotika-Verbrauch steht angesichts der zunehmenden Resistenz-Problematik seit Langem in der Kritik. Wie der Arzneiverordnungs-Report 2016 gezeigt hat, sind für die Zahl an Antibiotika-Verordnungen nicht nur Ärzte, sondern auch Zahnärzte verantwortlich. Mehr als acht Prozent aller von der GKV erstatteten Rezepte stammen demnach vom Zahnarzt.

Besonders häufig setzen Zahnärzte offenbar auf unspezifische Antibiotika-Kombinationen mit möglichst breitem Wirkspektrum. So wird zur Behandlung der Parodontitis vor allem der sogenannte „van-Winkelhoff-Cocktail“, eine Kombination aus Amoxicillin und Metronidazol, verordnet. Amoxicillin macht mit insgesamt 14,3 Millionen Tagesdosen fast die Hälfte aller zahnärztlichen Verordnungen aus. Ins­gesamt verordneten Zahnärzte im vergangenen Jahr über 30 Millionen Tagesdosen an Antibiotika. Fast jedes zehnte Antibiotika-Rezept stammte aus einer Zahnarztpraxis.

Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zufolge sterben jedes Jahr allein in den Ländern der Europä­ischen Union ca. 25 000 Menschen an Infektionen mit resistenten Bakterien. Antibiotikaresistenzen führen zu einem Anstieg der Behandlungskosten, der durch längere Krankenhausaufenthalte, höhere Ausgaben für Antibiotika und Behandlung sowie die indirekten Kosten für Familie und Gesellschaft bedingt ist. In vielen Ländern der Europäischen Region sind Antibiotika dennoch nach wie vor nicht verschreibungspflichtig. Oft werden keine Daten zu antibiotikaresistenten Infektionen erhoben, so dass das Ausmaß des Problems trotz eines durchaus vorhandenen Bewusstseins unter den Ärzten nicht dokumentiert wird. 

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