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Das Pharmaziestudium braucht einen Relaunch

Thesenpapier des BPhD zur Approbationsordnung

STUTTGART (wes/ral) | Der Bundesverband der Pharmaziestudierenden (BPhD) hat sich in der Diskussion um die akademische Ausbildung der Apotheker zu Wort gemeldet. Die seit dem Frühjahr 2015 aktive, 20-köpfige „AG Zukunft“ des Verbands hat ein elfseitiges „Thesenpapier zur Bewertung und Überarbeitung der Approbationsordnung und Verbesserung des Pharmaziestudiums“ vorgelegt.

Die Fächer Pharmakologie und Pharmakotherapie werden im Thesenpapier als „Herzstück“ des Pharmaziestudiums bezeichnet. Sie sollten nach Ansicht der AG Zukunft daher früher im Studium vorkommen. Auch die klinische Pharmazie soll eine größere Rolle spielen. Außerdem sollten laut BPhD folgende Bereiche ausführlicher vermittelt werden: Anatomie und Physiologie, pharmazeutische Betreuung, Therapiebewertung und -individualisierung, Arzneiformenlehre und Pharmazeutische Technologie, Biopharmazie, biotechnologische Grundlagen, Immunologie, Antibiotika sowie der Bereich Organik. Neu in das Curriculum aufgenommen werden sollten laut BPhD die Fächer Scientific English, psychologische Grundlagen, Ethik und die Vermittlung von Computerkenntnissen.

Foto: ABDA
Mehr Pharmakologie, weniger Analytik Das ist eine von vielen Forderungen, die Pharmaziestudenten an den Relaunch ihres Studienfachs stellen.

Reduziert werden könnten dagegen die Arzneimittel- und Arzneistoffanalytik, „da sie für den großen zeitlichen Rahmen im Curriculum zu wenig Praxisbezug aufweisen“. Nasschemische Analysen, die „nicht mehr zeitgemäß und praxisrelevant“ seien, sollten zugunsten instrumenteller Verfahren wie HPLC, MS und IR gestrichen werden, finden die Studenten. Auch für die quantitative Analytik sei der Zeitrahmen „deutlich zu groß“. Ähnliches gelte für die anorganische Chemie, die Nomenklatur (die in die Organik integriert werden könnte) und das Themengebiet mathematische und statistische Methoden, da dieses „ohne Bezug zur Pharmazie nicht zeitgemäß“ sei. Zu viel Zeit nehme auch die Physik ein, die zytologischen und histologischen Grundlagen der Biologie, die Lehrveranstaltungen Arzneipflanzenexkursion und Systematik, das Themengebiet Biochemie, die Qualitätssicherung, die Terminologie, die speziellen Rechtsgebiete für Apotheker sowie die Geschichte der Naturwissenschaften.

Keine „unnötige Anwesenheitspflicht“

Das Papier äußert sich auch zu den Modalitäten des Studiums. So empfiehlt es „eine fixe Studienreihenfolge für Fächer, deren Inhalt chronologisch aufeinander aufbaut“. Gleichzeitig soll der Studienplan mehr Individualisierungsmöglichkeiten bieten. „Unnötige Anwesenheitspflichten“ sollten abgeschafft werden. Außerdem erneuert der BPhD seine Forderung nach einer Verlängerung der Studiendauer „um mindestens ein Semester“, um das Studium zu entzerren. Die Famulatur soll dagegen auf vier Wochen gekürzt werden – davon mindestens zwei in einer öffentlichen Apotheke. Das sei „ausreichend, um einen Einblick in den Alltag und die Abläufe einer öffentlichen Apotheke zu erlangen“. Dafür könnte das Wahlpflichtfach ausgebaut und für eine Tätigkeit in der öffentlichen Apotheke geöffnet werden – „Beispiele Pharm. Betreuung, Medikationsmanagement, AMTS“.

Mehr im Web

Direkt zum Thesenpapier des BPhD gelangen Sie hier.

Änderungswünsche haben die Stu­denten auch bei den Staatsexamen. So sollten Klausurergebnisse aus dem Grundstudium in die Note des 1. Staatsexamens einbezogen werden, „sofern die Klausuren-Modalitäten geändert werden und diese repräsentative Noten widerspiegeln“. Das 2. Staatsexamen möchte der BPhD vereinheit­lichen, beispielsweise durch „einen einheitlichen, bindenden Erwartungshorizont sowie einen Lernzielkatalog“. Im 3. Abschnitt der Prüfung sollen Inhalte aus Industrie und Wissenschaft einen höheren Stellenwert erhalten.

Ob die Forderung bei den Hochschullehrern der Pharmazie und Standesvertretern der Apothekerschaft auf offene Ohren trifft, bleibt abzu­warten. |

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