Aus der Hochschule

Arzneimittel sicher einnehmen

Wissenschaftliche Evaluation des AOK-Modells

cae | Medikationschecks können die Risiken der Arzneimitteltherapie reduzieren. Dies zeigt die Aktion „Arzneimittel sicher einnehmen“, die die AOK Bayern seit 2010 in Zusammenarbeit mit Apotheken in Mittelfranken (Großraum Nürnberg) durchführt. Gesundheitswissenschaftler der Universität Erlangen-Nürnberg haben die Ergebnisse der Aktion für den Zeitraum von 2011 bis 2015 untersucht.

So läuft die Aktion

Die Aktion „Arzneimittel sicher einnehmen“ dauert in jedem Jahr zwei Monate. Die teilnehmenden AOK-Versicherten tragen alle aktuell eingenommenen Medikamente in ein durch die AOK zur Verfügung gestelltes Formblatt ein und wählen eine teilnehmende Apotheke („Partnerapotheke“) für den Medikationscheck aus. Die betreffende Apotheke analysiert die ausgefüllten Formblätter, führt eine Medikationsanamnese durch und identifiziert eventuelle arzneimittelbezogene Probleme. Zusätzlich zum Standardprogramm wurden in einzelnen Jahren Schwerpunkte bei der Beratung zu Schmerz- und Schlafmitteln sowie von Kunden mit Sprachbarrieren gesetzt.

Im Jahr 2011 beteiligten sich 251 Apotheken, im Jahr 2012 war die Beteiligung mit 309 Apotheken am höchsten. Insgesamt haben in den Jahren 268 Apotheken mindestens einen Medikationscheck dokumentiert. Die meisten Partnerapotheken haben wiederholt an der Aktion teilgenommen (50,37%). Über die Hälfte der Partnerapotheken hat 50 und mehr Medikationschecks durchgeführt, während 18,29% der Partnerapotheken mindestens in einem Jahr keine Kundennachfrage hatten. Insgesamt haben die Partnerapotheken in den fünf Jahren 6185 Medikationschecks dokumentiert.

Wechselwirkungen am häufigsten

In der Altersgruppe ab 65 Jahren haben die Partnerapotheken 3461 Medikationschecks dokumentiert. Hierbei haben sie in 2147 Fällen (62,03%) arzneimittelbezogene Probleme identifiziert. Am häufigsten (49,03%) waren Wechselwirkungen. Bei jedem fünften Medikationscheck (20,00%) gab es Unklarheiten bezüglich der richtigen Anwendung der Arzneimittel; eine Überversorgung wurde bei 6,85% der Fälle vermerkt.

Durchschnittlich nahmen die Patienten 6,11 unterschiedliche Wirkstoffe ein. Bei den Patienten mit mindestens fünf verschiedenen Wirkstoffen schwankte der Anteil der dokumentierten Wechselwirkungen in den einzelnen Jahren zwischen 51,90% und 74,60% und war deutlich höher als bei den übrigen Patienten (25,41% bis 42,54%).

Bei 53,71% aller Medikationschecks wurde die Arzneimitteltherapie als auffällig eingestuft. Die betreffenden Patienten nahmen im Durchschnitt 1,49 mehr verschiedene Wirkstoffe ein als die Patienten mit unauffälliger Arzneimitteltherapie; zudem nahmen sie mehr Schmerzmittel, aber weniger Schlafmittel ein. Sie waren tendenziell älter (76,80 vs. 75,45 Jahre), und der Anteil der Männer war geringer (36,95% vs. 40,66%). Diese Unterschiede waren statistisch signifikant.

Bei Personen mit Sprachbarrieren traten mehr Unklarheiten zur richtigen Anwendung der Arzneimittel auf.

Die bei den Medikationschecks aufgedeckten Probleme zeigen die Relevanz dieser Dienstleistung in Apotheken. Ihre Zukunft hängt nicht nur von der Motivation der Apotheken, sondern auch von der Patientennachfrage ab. Eine noch bessere, zielgerichtete ­Patientenansprache könnte hier förderlich sein. |

Quelle

Dr. Stefanie Hessemer und Prof. Dr. Oliver Schöffski, Universität Erlangen-Nürnberg

Dr. Sonja Wunder, Christine Brummer und Anna Löffler, AOK Bayern, Nürnberg

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