Aus den Ländern

Woidke und Golze feierten mit

Festakt zu 25-jährigem Jubiläum der Landesapothekerkammer Brandenburg

POTSDAM (bro/ks) | In Potsdam traf sich am 27. Februar die landespolitische Elite und berufspolitische Prominenz aus ganz Deutschland, um das 25-jährige Bestehen der Landesapothekerkammer Brandenburg zu feiern. Dabei gab es deutliche Rückendeckung für die Apotheker durch den brandenburgischen Ministerpräsidenten Dietmar Woidke (SPD) und Landessozialministerin Diana Golze (Die Linke).
Fotos: Sandra Ritschel
Festgesellschaft zum 25-jährigen Jubiläum der LAK Brandenburg in Potsdam.

Mit etwas Vorlaufzeit nach der Wende konstituierte sich am 27. Februar 1992 die erste Kammerversammlung der Landesapothekerkammer Brandenburg. Sie setzte sich damals aus 41 Delegierten zusammen, die von 574 wahlberechtigten Apothekerinnen und Apothekern im Land Brandenburg gewählt worden waren. Kürzlich wurde die bereits siebte Kammerversammlung mit nunmehr 58 Sitzen gewählt. 25 Jahre nach der ersten Sitzung sind in Brandenburg mittler­weile 1764 Apotheker wahlberechtigt.

Grund genug, im festlichen Rahmen, mit klassischer Musik, gutem Essen und ausgesuchten Gästen zu feiern. Neben den Vertretern der Landespolitik waren etwa ABDA-Präsident Friedemann Schmidt, der Vizepräsident der Bundesapothekerkammer Thomas Benkert sowie die früheren ABDA-Präsidenten Klaus Stürzbecher und Hans-Günter Friese erschienen; zudem weitere Präsidenten und Vorsitzende von Apothekerkammern und -verbänden.

Das Problem mit den Medien

Brandenburgs Kammerpräsident Jens Dobbert warf in seiner Begrüßungs­rede den Blick allerdings nur kurz in die Vergangenheit. Die Zukunft sei die Chance der Apotheker, betonte er – trotz immer wiederkehrender Angriffe von interessierten Kreisen, die ohne den fachlichen Background an der Gesundheitswirtschaft verdienen wollen. Hier setzte Dobbert zur Medienschelte an: Aktuell müssten sich Apotheker in der deutschen Medienlandschaft anhören, was sie alles nicht könnten. „Wir müssen uns sagen lassen, dass wir für den Notdienst und die Akutversorgung durchaus eine Berechtigung haben, aber die normale Arzneimittelversorgung können die ausländischen Versandapotheken, vor allem in länd­lichen Gebieten, viel besser als die 20.000 öffentlichen Apotheken der Bundesrepublik Deutschland.“ Das ­Fatale daran sei, dass die, die sich so äußern, gar keine Apotheker sind. „Demzufolge gibt es auch keine kritische Auseinandersetzung, sondern nur eine polemische Diskussion: Von Schutzzäunen und alten Zöpfen ist die Rede, aber das digitale Zeitalter würden wir verschlafen.“

In der ersten Reihe saßen u. a. Thomas Benkert, Diana Golze, Jens Dobbert, Dietmar Woidke, Friedemann Schmidt, Hans-Günter Friese (v. r.).

Vorreiter der Digitalisierung

Der Kammerpräsident beschwerte sich auch über die Behauptung der Versandhändler und einiger Medien, dass die Apotheker die Digitalisierung verschlafen und verhindern würden. Dobbert: „Was ist daran digital, wenn ich mit der Post ein Rezept wegschicke und drei Tage später ein Paket mit einem Medikament erhalte? Das konnten Neckermann und Quelle schon vor 50 Jahren, bloß mit Küchengeräten. Wir Apotheker fahren seit Jahren auf dem Zug der Digitalisierung. Andere Berufe beneiden uns um unseren Digitalisierungsgrad.“ Als Beispiel dafür nannte Dobbert die Beteiligung der Apotheker am Arzneimittelsicherheits-Vorhaben Securpharm.

Künftig werden die Apotheken noch mehr mit digitalisierten Daten zu tun haben – Stichworte sind der E-Medikationsplan, das elektronische Rezept und die Arzneimitteltherapiesicherheit. „Auch hier werden wir als Apothekerschaft Antworten finden und uns fördernd einbringen“, betonte Dob­bert. Allerdings dürfe man beim Thema Digitalisierung eines nicht vergessen: „Vor uns werden auch in Zukunft in den Apotheken keine Maschinen stehen, sondern Menschen.“ Auf Menschen einzugehen und sofort reagieren zu können, werde auch künftig keine noch so ausgereifte Maschine leisten können – und auch keine ­telefonische Hotline. Ziel müsse sein, im Back-Office-Bereich die Digitalisierung als Hilfsmittel zu verwenden, jedoch in der Offizin den menschlichen Kontakt nicht zu vernachlässigen.

Neue Hoffnung für Pharmaziestudiengang in Brandenburg?

Neben dem Rx-Versandhandel war bei der Jubiläumsveranstaltung der Apotheker-Nachwuchs ein wichtiges Thema. Die Kammer kämpft schon seit Langem dafür, dass im Land Brandenburg ein Studiengang Pharmazie etabliert wird. Hier ist man überzeugt, dass ein eigener Studiengang im Land dazu führen kann, dass sich mehr Pharmazeuten in Brandenburg niederlassen oder Arbeit suchen. Mit diesem Wunsch war die Kammer bislang aber noch nicht bis an die höchste politische Ebene durchgedrungen. Dobbert appellierte daher an den Ministerpräsidenten und die Sozialministerin: „Lassen Sie uns in konstruktive Gespräche – auch mit den anderen Fachministerien – eintreten und gemeinsam Lösungen und Wege finden, wie wir dem jetzt schon vorhandenen Fachkräftemangel entgegenwirken können, um auch zukünftig die hohe Qualität an sicherer und effizienter Arzneimittelversorgung der Brandenburger Bevölkerung zu gewähr­leisten.“

Ministerpräsident Dietmar Woidke (re.) lud Jens Dobbert zu einem berufspolitischen Gespräch ein.

Hierauf reagierte Ministerpräsident Woidke prompt: „Lieber Jens, wir müssen uns bei mir zu einem Gespräch zusammensetzen. Der Apothekerberuf muss attraktiv sein und bleiben.“

Ein Angebot, das bei der Kammer gut ankam.

Brandenburg unterstützt Rx‑Versandverbot

Woidke zeigte sich auch sonst an der Seite der Apotheker: „Wir sind fest davon überzeugt, dass die seit 25 Jahren bestehende flächendeckende Versorgung durch Apotheken nicht ersetzt werden kann, auch nicht durch die ­sogenannten Internetapotheken. Der Versandhandel kann zwar eine Ergänzung sein, aber niemals ein Ersatz.“ In einer Zeit, in der die abgegebenen Medikamente und damit der Beratungsbedarf stetig ansteigen, könne man auf die Pharmazeuten nicht verzichten.

Dass Brandenburg sich für das vom Bundesgesundheitsministerium geplante Rx-Versandverbot stark macht, sagte Woidke nicht ausdrücklich. Das erledigte Ministerin Golze: „Die Landesregierung steht in dieser Frage auf Ihrer Seite. Wir haben beispielsweise die Bundesratsinitiative zum Rx-Versandverbot ausdrücklich unterstützt.“ Golze betonte, dass das Privileg der Abgabe verschreibungspflichtiger Arzneimittel in die Hände der Apo­theker gehöre.

Dies hörte auch ABDA-Präsident Schmidt gern: „Ich bin Ihnen sehr dankbar, dass Sie auf diese Themen eingegangen sind. Wir brauchen Sie. Wir brauchen die Politik, weil wir als Selbstverwaltung auf den Ausgang dieser Debatte keinen Einfluss haben.“ |

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