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Amazon will Arzneimittel liefern

Versand-Gigant sucht Apotheken für seinen Premium-Service Amazon Prime

BERLIN (hfd) | Kunden des Amazon-Programms „Prime“ sollen offenbar demnächst Arzneimittel über den Versandkonzern ordern können. Hierfür hat der Branchenriese Gespräche mit zukünftigen Partnern aufgenommen – darunter mit der Versandapotheke Aponeo, wie DAZ.online berichtet. Aponeo will jedoch aus mehreren Gründen nicht mit Amazon zusammenarbeiten.

Auch wenn die Zustellung noch nicht per Drohnen erfolgen soll: Amazon hat es offenbar auf den Apothekenmarkt abgesehen. In einigen Teilen Londons liefert der Versandkonzern über die mehr als 200 Jahre alte Apotheke John Bell & Croyden bereits mehr als 7000 Produkte innerhalb von zwei Stunden aus – und auch in Deutschland sollen offenbar demnächst Arzneimittel über das Amazon-Programm „Prime“ erhältlich sein. Für einen Jahresbeitrag von 69 Euro sollen Kunden dann nicht nur Videos und Musik gratis erhalten, sondern zukünftig wohl auch Arzneimittel schnell nach Hause geliefert bekommen.

Lieferung innerhalb von einer Stunde

In 20 Städten stellt Amazon nach eigenen Angaben bereits mehr als eine Million verschiedene Produkte innerhalb des Tages zu, an dem die Bestellung aufgegeben wurde. Ähnlich wie in London können Kunden aus Berlin oder München sogar innerhalb von nur zwei oder sogar nur einer Stunde ausgewählte Produkte zugestellt bekommen – bei einem Mindestbestellwert von 20 Euro.

Logistisch nicht abbildbar

Wie Hartmut Deiwick, kaufmännischer Leiter der Berliner Versandapotheke Aponeo, gegenüber DAZ.online bestätigt, hat der Versandkonzern auch mit ihm Kontakt aufgenommen, um einen Arzneimittel-Lieferservice in Berlin aufzubauen. Doch die Gespräche seien zwischenzeitlich beendet worden. „Das war logistisch nicht abbildbar“, sagt Deiwick, „weil wir als Apotheke aus den Apothekenräumlichkeiten versenden“. Denn Amazon hätte die Pakete gerne in der Stadtmitte abgeholt – Aponeo ist jedoch im Osten Berlins im Stadtteil Alt-Hohenschönhausen angesiedelt. Gleichzeitig sei das Angebot kaufmännisch nicht interessant genug gewesen. „Die Konditionen waren zu schlecht, als dass man sich hätte beteiligen wollen“, erklärt Deiwick. Er will offenbar lieber das ­eigene Geschäft aufbauen, als Amazon bei der Marktvergrößerung unterstützen. Nach seinen Informationen will der Versandkonzern nun Kontakt mit Vor-Ort-Apotheken im Stadtzentrum aufnehmen, die in Bezug auf die Logistik günstiger gelegen sind.

Keine richtige Konkurrenz

Deiwick kann zwar mögliche Sorgen vor der Marktmacht Amazons verstehen – sieht das geplante Angebot aber dennoch gelassen. „Letztendlich sehe ich da keine richtige Konkurrenz“, erklärt Deiwick – wohl auch da Aponeo innerhalb Berlins gleichfalls am selben Tag Arzneimittel zustellt. Ohnehin seien die Prozesse sowohl für die Apotheke als auch für Amazon nicht richtig kompatibel, betont er.

Der Versandkonzern selber will sich auf Nachfrage zu seinen Plänen im Apothekenmarkt nicht äußern. „Amazon hat dazu keine Ankündigung gemacht“, erklärt ein Sprecher knapp. Schon jetzt sind viele Arzneimittel über die Plattform erhältlich: Zahlreiche deutsche Apotheken mit Versandapotheken nutzen sie für den Verkauf von OTC-Präparaten. |

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