Die Seite 3

Dauerbrenner 2017

Foto: DAZ/Kahrmann
Dr. Doris Uhl, Chefredakteurin der DAZ

In unserem Jahresrückblick 2016 haben wir zusammengefasst, was uns als Apotheker und als Redakteure der DAZ im vergangenen Jahr bewegt hat. Jetzt, zum Start in das neue Jahr, wollen wir einen Blick in die Zukunft wagen und müssen leider feststellen, dass viele Probleme aus 2016 uns auch 2017 begleiten werden.

Zum Beispiel der Dauerbrenner „Lieferengpässe“. So kämpfen vor allem Krankenhausapotheker und Klinik-versorgende Apotheker momentan mit nicht ausreichend lieferbaren lebensnotwendigen Piperacillin-haltigen Arzneimitteln. Verantwortlich für die Probleme soll ein durch Explosion zerstörtes Werk eines chinesischen Rohstofflieferanten sein. Das Bundesministerium für Gesundheit musste die Notbremse ziehen. Ende Dezember bestätigte es offiziell den Versorgungsmangel und machte so den Weg frei für bei uns nicht zugelassene Piperacillin-Alternativen („Piperacillin-haltige Arzneimittel fehlen“ S. 20). Das Ganze ist ein Paradebeispiel dafür, wie auf dem Altar von Spar­zwängen und Gewinnmaximierung durch Konzentrationsprozesse die sichere Versorgung unserer Bevölkerung mit lebenswichtigen Arzneistoffen geopfert worden ist. Dieses Beispiel steht auch exemplarisch dafür, dass alle Versuche, das Übel an den Wurzeln zu packen, bislang gescheitert sind. Gefordert waren und sind in erster Linie die Hersteller und der Gesetzgeber. Sie müssen endlich Lösungen finden! Aber auch die gesetzlichen Krankenkassen haben es in der Hand, durch die Gestaltung der Rabattverträge die Versorgungssituation zu verbessern. Uns Apothekern sind die Hände gebunden, wir können nur immer wieder den Finger in die Wunde legen.

Ein weiteres, für viele Apotheker ganz existenzielles Problem ist das im Oktober 2016 gefällte EuGH-Urteil, das ausländischen Versandapotheken die Gewährung von Boni auf verschreibungspflichtige Arzneimittel erlaubt. Wir können nur hoffen, dass unser Gesetzgeber eine tragfähige Lösung findet, die die flächendeckende Versorgung der Bevölkerung durch die Apotheke vor Ort sichert. Wenn Politik und Gesetzgeber die viel beschworene Verbesserung der Arzneimitteltherapiesicherheit wirklich am Herzen liegt, dann müssen sie alles dafür tun, dass die bewährten Strukturen erhalten bleiben.

Apotheker in den Präsenzapotheken können nur tagtäglich um das Vertrauen der Patienten werben und mit Nachdruck demonstrieren, dass der Verzicht auf eine persönliche Betreuung durch Apotheker vor Ort gleichbedeutend ist mit einem gefährlichen Verlust an Arzneimitteltherapiesicherheit. Die DAZ wird Sie mit allen Kräften dabei unterstützen.

Dr. Doris Uhl

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