Wirtschaft

Kooperationen fürchten die EuGH-Folgen

BVDAK fordert auf dem Kooperationsgipfel ein Rx-Versandverbot – Zahl der Apotheken in Kooperationen wächst nicht mehr

MÜNCHEN (diz) | Auch der Bundesverband Deutscher Apothekenkooperationen fürchtet, dass das EuGH-Urteil vom Oktober massive Folgen für die Apotheken haben könnte. Für den Vorsitzenden Stefan Hartmann steht fest: „Einen Preiswettbewerb können wir nicht gewinnen.“ Der Verband fordert deshalb, das Rx-Versandverbot umzusetzen

Auf dem vom Bundesverband Deutscher Apothekenkooperationen (BVDAK) veranstalteten 9. Kooperationsgipfel in München machte Hartmann vor über 400 Teilnehmern deutlich: „Die Arzneimittelpreisverordnung muss aufrechterhalten bleiben! Sie ist eine wesentliche Säule der Arzneimittelversorgung.“ Das EuGH-Urteil könnte massive Auswirkungen auf den Markt haben, fürchtet Hartmann. Käme eine Höchstpreisverordnung, wäre dies für viele Apotheken nicht auszuhalten. Allein ein Rabatt von zwei Euro auf Rx-Arzneimittel könne in einer Apotheke zu einem Betriebsergebnis führen, das bei Null liege.

Kritik an Standesvertretung

Sein Fazit: Wenn die einheitliche Arzneimittelpreisverordnung für Versandapotheken und stationäre Apotheken nicht gehalten werden, wird die „Konsolidierung“ an Fahrt aufnehmen. „Da die Standesvertretung keine gewinnbringende Rx-Vergütung durchsetzt“, so der BVDAK-Chef, „wollen die Apotheker wenigstens die Hoheit über effiziente Prozesse und die Einkaufskosten steuern können. Das bieten ihnen die Kooperationen.“ Der BVDAK sollte sich weiter vernetzen, auch kooperationsübergreifend.

Verband der Filialapotheker?

Hartmann ist auch davon überzeugt, dass sich der Apothekenmarkt immer schneller differenziert, die Betriebsgröße werde wichtiger. Heute gebe es nur noch knapp 13.000 Apotheken ohne Filialen, rund 7000 Apotheken haben eine, zwei oder drei Filialen. Insgesamt gibt es rund 4400 Apotheken, die als Filiale geführt werden. Daher: „Es fehlt ein Bundesverband der Filialapotheker.“

Was die Bindung der Apotheken an ihre Kooperation betrifft, sei der Bindungsgrad vieler Kooperationsapotheker „zurzeit noch eher Ausdruck einer geplanten Verlobung als einer dauerhaften ernsten Beziehung“. Dies unterstrich auch Klaus Hölzel vom Apotheken-Management-Institut, der einen kurzen Überblick über die Kooperationslandschaft gab. „Die überwiegende Zahl der Kooperationsapotheker will sich Freiheiten behalten, sie wählen in der Regel die niedrigste Stufe der Verpflichtungen“, so Hölzel. Ein großes Thema im Kooperationsmarkt seien „Naturtrends“ wie Phytothek, Linda green, Lieber Natürlich.

Und was erwarten Apotheken von der Führung ihrer Kooperationszentralen? Wie Hölzel aus Umfragen unter Kooperationsapothekern weiß, steht an erster Stelle politische Weitsicht: Gibt es Lösungen nach dem EuGH-Urteil? Außerdem wünschen sich Kooperationsmitglieder einen Effizienznachweis: bessere Konditionen, mehr Zeitersparnis. Wenn es Ausschüttungen gibt, so sollten sie größer sein als der Mitgliedsbeitrag. Außerdem suchen viele Kooperationsapotheker in ihrer Kooperation eine Art Heimat. Und sie wünschen sich mehr Kreativität, mehr Originalität und weniger Bürokratie.

Kooperationsmarkt stagniert

Der Markt der Kooperationen stagniert heute weitgehend: Rund drei Viertel aller Apotheken sind in einer oder mehreren Kooperationen, „hier sind wir wohl an einer Obergrenze angekommen“, stellt Hölzel fest. Zu den größten Kooperationen zählen heute Linda/MVDA mit rund 4500 Mitgliedern, mea und EMK (3300), E-plus und A-plus (3100), gesund leben (2300) und Alphega (1750). Der Koopera­tionsgipfel des BVDAK hat sich in den letzten Jahren mehr und mehr zum Branchentreff entwickelt. In diesem Jahr nehmen über 400 Repräsentanten von Apothekenkooperationen, der Pharmaindustrie, des pharmazeutischen Großhandels und der Warenwirtschaftsanbieter teil. Über 15 Referate beleuchten die Entwicklungen des Marktes. |

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