Wirtschaft

„Billig-Viagra“ in den USA

Pfizer unter Druck wegen Generika

eda | Fast 20 Jahre ist es her, als der US-amerikanische Pharmariese Pfizer mit Sildenafil nicht nur eine Zufallsentdeckung, sondern den größten Glücksgriff in der Unternehmensgeschichte landete. Doch nun droht das Geschäft mit dem Lifestyle-Präparat durch die ­Zulassung von Generika wegzubrechen.
Foto: imago/imagebroker/Michael Weber

Günstige Potenzmittel mit einer vergleichbaren Wirkung wie dem Phosphodiesterase-5-Hemmer Sildenafil (Viagra®) sind den US-Amerikanern bislang nur aus dem Spam-Ordner oder Schwarzmarkt bekannt – mit den zu erwartenden Risiken. Doch nun kommen billigere Generika als das Original ganz offiziell auf den Markt: Nach fast zwei Jahrzehnten wird der Patentschutz in den USA auslaufen – in anderen Ländern war dies bereits einige Jahre zuvor der Fall, in Deutschland etwa Mitte 2013. Nach Neuseeland und Polen ist seit letztem Monat auch in Großbritannien sogar eine nicht verschreibungspflichtige Variante auf dem Markt. Daneben existieren weitere Vertreter der Phosphodiesterase-5-Hemmer, wie Tadalafil (Cialis®) oder Vardenafil (Levitra®), die ein ähn­liches Wirkungsprofil besitzen.

Durch den Wegfall des Patentschutzes kommt es nun auch auf dem US-amerikanischen Markt zu mehr Wettbewerb und deutlich niedrigeren Preisen. Bislang waren es rund 65 Dollar, die für eine Packung Viagra® aufgebracht werden mussten – auch ein Grund, weshalb der Schwarzmarkt und vor allem der Handel mit risiko­reichen Fälschungen im Internet florierte. Seit rund einer Woche bietet nun der israelische Ratiopharm-Mutterkonzern Teva das erste Generikum in den USA an. „Rund 18 Millionen Männern mit Erektionsstörungen in den USA“ soll es „eine erschwingliche generische Behandlungsoption“ bringen, heißt es vom Generikahersteller. Dass der 1,4 Milliarden Dollar Jahresumsatz-schwere US-Markt für Viagra® jetzt schon dem Mit­bewerber offen steht, wurde 2013 vereinbart: Damals wurde ein Vergleich zwischen Pfizer und Teva geschlossen, der vorsieht, dass Teva sein Generikum mehr als zwei Jahre früher auf den Markt bringen darf. 2015 fand eine ähn­liche Vereinbarung mit Mylan statt. In beiden Fällen werden bis zum Ende des ursprünglichen Patentschutzes Lizenzgebühren an Pfizer fällig.

Die nahende Zulassung für Generika schlägt sich schon in der Bilanz von Pfizer nieder: Im dritten Quartal sank der Umsatz mit Viagra® im Jahresvergleich um 20 Prozent auf 308 Millionen Dollar, da der Großhandel bereits weniger bestellt hat. Pfizer will Viagra weiterhin anbieten und auch eine generische Variante für die Hälfte des Preises anbieten – statt blau und rautenförmig werden es weiße Tabletten sein. |

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