Gesundheitspolitik

Barmer-Chef will Reformen

Einige Kassen wären in Zukunft nicht überlebensfähig

STUTTGART (ms) | Laut Christoph Straub, Vorstandsvorsitzender der Barmer, sind rund ein halbes Dutzend Krankenkassen wirtschaftlich gefährdet, sobald sich die Konjunkturlage verschlechtert. Sowohl im Haftungssystem der Krankenkassen als auch beim Finanzausgleich sieht er Reformbedarf.

In einem Interview in Berlin beschreibt Straub die Lage einiger Krankenkassen als „latent instabil“. Wenn die Konjunktur abflaut, könnten einige große Kassen mit rund 15 Millionen Versicherten zusammenbrechen – was nach Straub 2019 möglich wäre. Die Haftungsverbünde der Kassenarten wären dem Ernstfall nicht gewachsen. Schuld sei die ungleiche Verteilung von Versicherten innerhalb einer Kassenart, meint Straub. So sind beispielsweise 3,6 Millionen der 5,5 Millionen IKK-Versicherten bei der IKK ­Classic versichert. Daher fordert Straub die Politik auf, die Haftung auf das Gesamtsystem zu übertragen.

Nicht nur bei Straub steht der morbiditätsorientierte Risikostrukturausgleich (Morbi-RSA) in der Kritik. Viele Kassen äußern den Vorwurf, dass die Zuschüsse ungleich verteilt würden – wovon vor allem die AOKen profitierten. Nach einem Bericht des „Handelsblatt“ betrage die Überdeckung – mehr Geld als für die Versorgung benötigt – der AOK-Kassen rund 1,5 Mrd. Euro. Dagegen würden den Ersatzkassen ungefähr 983 Mio. Euro fehlen. Die große Differenz zwischen Über- und Unterdeckung von ca. 2,5 Milliarden Euro führe bei einigen Kassen zu erhöhten Zusatzbeiträgen von 1,7 Prozent statt der durchschnittlichen 1,0 Prozent. Daher planen laut dem Bericht einige Krankenkassen, gegen ihre Jahresausgleichsbescheide des Bundesversicherungsamts, das den Gesundheitsfonds verwaltet, beim zuständigen Landessozialgericht Nordrhein-Westfalen zu klagen. |

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