Gesundheitspolitik

Finanzielle Spielräume für Kassen

Milliardenreserven / Minister Gröhe: Im Sinne der Versicherten ausschöpfen

BERLIN (ks) | Die gesetzlichen Krankenkassen können sich weiterhin über Überschüsse und steigende Finanzreserven freuen. Nach den vorläufigen Finanzergebnissen für das 3. Quartal, die das Bundesgesundheitsministerium (BMG) nun offiziell bekannt gegeben hat, erzielten die Kassen in den ersten neun Monaten dieses Jahres ein Plus von rund 2,52 Mrd. Euro.

Die Finanzreserven der Krankenkassen sind damit bis Ende September 2017 auf rund 18,6 Mrd. Euro angestiegen. Eine komfortable Größe, denn: „Die durchschnitt­liche Finanzreserve sämtlicher Krankenkassen beträgt knapp eine Monatsausgabe und liegt damit fast viermal so hoch wie die gesetzlich vorgesehene Mindest­reserve“, so das BMG.

Insgesamt haben die Kassen in den ersten neun Monaten 2017 rund 174,7 Mrd. Euro eingenommen. Die Ausgaben beliefen sich auf 172,2 Mrd. Euro. Damit sind die Einnahmen der Krankenkassen um 4,2% und die Ausgaben insgesamt um 3,7% gestiegen. Das BMG freut sich über diesen „erheblich abgeflachten“ Ausgabenzuwachs – schließlich seien 2015 und 2016 „wichtige Verbesserungen für die Versicherten“ umgesetzt worden.

Auffällig ist auch, dass der Zuwachs bei den Leistungsausgaben je Versicherten (+ 2,4% über alle Leistungsbereiche) sehr viel geringer ausfällt als der absolute (+ 3,6%). Dies liegt daran, dass die Versichertenzahlen um rund 1,2% im Vergleich zum Vorjahreszeitraum gestiegen sind. Und diese Neuzugänge sind laut BMG im Schnitt nicht nur jünger, sondern nehmen auch weniger Gesundheitsleistungen in Anspruch als die gleichaltrigen Bestandsversicherten.

Arzneimittelausgaben steigen durchschnittlich

Der Anstieg der Arzneimittelaus­gaben hielt sich in den ersten neun Monaten ziemlich genau im Durchschnitt: Dieser Kostenblock wuchs um absolut 3,7% und je Versicherten um 2,5% auf knapp 29,7 Mrd. Euro (inkl. Zuzahlungen). Dabei sind selbst die Einsparungen durch Rabattverträge nicht mehr so auffällig stark gestiegen wie in den letzten Quartalen. In seiner Pressemitteilung teilt sie das Ministerium das erste Mal seit Langem gar nicht mehr mit. Auf Nachfrage ist aber zu erfahren, dass sie bei 2,92 Mrd. Euro lagen. Im Vorjahresvergleichszeitraum waren es 2,81 Mrd. Euro.

Die Ausgaben für die ärztliche Behandlung stiegen um absolut 5,1% auf rund 32 Mrd. Euro an. Die Kosten für Krankenhausbehandlungen wuchsen um 2,4% auf 56,9 Mrd. Euro. Die Netto-Verwaltungskosten der Krankenkassen erhöhten sich vergleichsweise gering um 1,9%.

Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) sieht seine Politik bestätigt. Auch sei es richtig gewesen, den durchschnittlichen Zusatzbeitragssatz von 1,1 auf 1,0% abzusenken. Gröhe: „Denn mit Finanzreserven von 18,6 Mrd. Euro haben viele Krankenkassen gute Spielräume für hochwertige Leistungen bei attraktiven Beiträgen. Es liegt nun in der Hand der einzelnen Krankenkassen, diese Spielräume im Sinne ihrer Versicherten auszuschöpfen.“

Die Selbstverwaltungen der Krankenkassen werden in diesen Wochen ihre Haushalte für 2018 beschließen. Dabei werden sie auch den kassenindividuellen Zusatzbeitrag festlegen. Einige haben das bereits getan. Etwa die IKK classic, die zwar eine Senkung um 0,2 Prozentpunkte zum 1. Mai 2018 verkündet – allerdings auf noch vergleichsweise hohe 1,2%. Die AOK Bayern kündigte an, ihren Zusatzbeitrag 2018 stabil bei 1,1% zu halten. Bei der TK denkt man derweil über eine Senkung von derzeit 1,0 auf 0,9% nach. Entschieden wird aber erst am 20. Dezember. |

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