Gesundheitspolitik

„Da ist schlechter Rat günstig“

Reaktionen auf die Stiftung-Warentest-Bewertung der Versandapotheken

STUTTGART (ms) | „Mangelhaft“ bis höchstens „befriedigend“ waren die Noten, die Stiftung Warentest den Versandapotheken gab. Das Medienecho zum Test war riesig. Der Verband der Versandapotheken sieht die Testergebnisse als Ansporn, die Leistung in Zukunft zu verbessern.

In ihrem Novemberheft ging Stiftung Warentest hart mit den Versandapotheken ins Gericht. Hauptkritikpunkt war die fachliche Kompetenz der 18 Versender – darunter drei aus den Niederlanden. In sieben Aufgaben wurde getestet, ob Kontraindikationen und Wechselwirkungen erkannt und vermittelt werden. Das Ergebnis war katastrophal. Oft wurde nicht auf Wechsel­­wirkungen hingewiesen, viele Aussagen glichen eher Werbeslogans. Besser war das Serviceangebot, das in der Gesamtbewertung weniger berücksichtigt wurde. Aber auch hier gab es Kritik an der Aushändigung der Pakete: Fast jedes dritte landete nämlich in der Nachbarschaft, was laut Gesetz nur mit Einwilligung des Bestellers erlaubt ist. In der Gesamtwertung wurden sieben der 18 getesteten Versandapotheken als „mangelhaft“ bewertet, zwei waren „ausreichend“. Auch die erstplatzierte Europa Apotheek erhielt von Stiftung Warentest lediglich die Note „befriedigend“.

BVDVA sieht Testergebnisse als Motivation

Die Testergebnisse führten zu einem fulminanten Medienecho. ­Viele Zeitschriften und Zeitungen, darunter „Spiegel“ und „Focus“, berichteten über die schlechten Noten der Versender. „Da ist schlechter Rat günstig“, meinte der „Deutschlandfunk“, und „Focus online“ meldete „Stiftung Warentest: Versandapotheken fallen durch“. Die Leserreaktionen in den Kommentaren waren gemischt. Einige sagten, dass sie bei einer Versandapotheke keine Beratung erwarten, andere konnten die Bewertung von Stiftung Warentest nicht nachvollziehen, da sie selbst gute Erfahrungen mit der Beratung der Versender ­gemacht hätten.

Deutsche Versandapotheken schnitten bei der Bewertung schlechter ab, die drei niederländischen Versender belegten neben dem ersten auch den zweiten und den fünften Platz. Der Bundesverband Deutscher Versandapotheken (BVDVA) nahm zu den schlechten Ergebnissen Stellung. Ein Sprecher erklärte, der BVDVA begrüße den Aufwand, den Stiftung Warentest für die Bewertung betrieben hat. Die Ergebnisse seien für den Verband eher als Motivation zu verstehen. „Unsere Mitgliedsunternehmen ­sehen in den nun veröffentlichten Ergebnissen einen Ansporn, interne Prozesse weiter zu optimieren. Wir haben in den zurückliegenden fast 14 Jahren regulierten und geordneten Arzneimittelversandhandels in Deutschland viel in hochqualifiziertes Personal und modernste Technologien investiert. Davon profitieren über zehn Millionen Kunden und Patienten. Die Versandapotheken machen offenbar einen guten Job. Nichts ist aber so gut, dass es nicht noch besser gemacht werden kann. Daher werden wir die Anstrengungen, gute und qualifizierte Mitarbeiter an uns zu binden, weiter intensivieren. Das Gleiche gilt auch für die digitalen Abstimmungs- und Logistikprozesse in den Unternehmen.“ Gleichzeitig relativierte der Sprecher auch die im Test gezeigte schlechte Beratungsleistung. Im Hinblick auf die gestellten Aufgaben sagte er: „Bei den Tests bezüglich der Medikamente handelt es sich zum Teil um sehr spezielle Wirkstoffkombinationen, die seitens der Tester angefragt wurden.“ |

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