Gesundheitspolitik

Kommentar: Nur die halbe Wahrheit

Christine Ahlheim

Von Gegnern des Rx-Versandverbots wird gern der Eindruck erweckt, dass die Existenz der Vor-Ort-Apotheken und damit die flächendeckende Arzneimittelversorgung durch die Konkurrenz der Versender mitnichten gefährdet sei. Der Versandanteil am Rx-Markt sei nach dem EuGH-Urteil gleich geblieben, zudem würden die Umsätze der stationären Apotheken weiter ansteigen.

Das ist jedoch nur die halbe Wahrheit. Zum einen fehlt der realistische Blick in die Zukunft: Die Rx-Versandumsätze, die bereits kräftig zugelegt haben, werden drastisch steigen, sobald die von den Krankenkassen angekündigten Kooperationen mit ausländischen Versendern umgesetzt werden.

Zum anderen geht oft unter, dass die Mehrumsätze der Vor-Ort-Apotheken zum Teil von Apothekenschließungen stammen (s. S. 8). Natürlich kann es für eine Apothekenschließung viele Gründe geben, aber die Umsatzverluste durch den wachsenden OTC-Versand spielen durchaus eine Rolle. Wird dem Rx-Versand kein Einhalt geboten, beschleunigt sich diese Entwicklung weiter: Immer mehr Apotheken müssen schließen, ihre Umsätze wandern teilweise zu ausländischen Versendern, teilweise zu immer größer werdenden Vor-Ort-Apotheken.

Bei welcher Apothekenzahl dies endet und ob dann noch von einer flächendeckenden Versorgung die Rede sein kann, weiß im Moment niemand. Eines dürfte aber gewiss sein: Kommt es tatsächlich zu Versorgungsengpässen, werden sich die Befürworter des Rx-Versands dafür rühmen, dass sie seinerzeit das Verbot verhindert haben. Und dass nun die Versender in die Bresche springen und die Versorgung sicherstellen können.

Chefredakteurin Dr. Christine Ahlheim

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