Gesundheitspolitik

Rx-Versand bleibt Zankapfel

Müller und Kiefer wollen nicht streiten – Buse geht auf Hubmann los

BERLIN (az) | Fast ein Jahr nach dem EuGH- Urteil zur Rx-Preisbindung werden dessen Folgen nach wie vor heiß diskutiert. Schließlich ist noch immer keine politische Antwort auf die Ungleichbehandlung von EU-ausländischen Versendern und deutschen Apotheken gefunden.

So ging es vergangene Woche sowohl beim Bundesverband der Arzneimittel-Hersteller (BAH) als auch beim Kassendienstleister GWQ in Diskussionsrunden um das EuGH-Urteil bzw. die Zukunft der Apotheke. Bei GWQ in Düsseldorf trafen DocMorris-Vorstand Max Müller und BAK-Präsident Andreas Kiefer aufeinander. Zum offenen Streit kam es nicht – doch die gegensätzlichen Positionen sind klar. Kiefer betonte, dass es den Versand schlicht nicht brauche, um die flächendeckende Versorgung sicherzustellen. Das Problem sei aber gar nicht der Versand an sich, sondern dass durch das EuGH-Urteil die Gleichpreisigkeit aufgehoben ist. Diese sei aber für den diskriminierungsfreien Zugang aller Menschen zur Arzneimittelversorgung unerlässlich. Müller zeigte Verständnis für die schwierige Lage der Apotheken: „Auch wir haben nach dem Urteil – das uns natürlich gefreut hat – gesagt, dass die Situation so nicht bleiben kann. Sie ist nicht fair“, gab er zu. Aber die Apotheker blockierten mit ihrem Beharren auf das „abstruse Konstrukt“ Rx-Versandverbot jede Lösung. Die Verbotsdebatte überlagere alle anderen Fragen zur Zukunft der Apotheke, etwa zur Honorierung.

Hubmann vs. Buse

Beim BAH in Berlin entwickelte sich eine lebhafte Diskussion zwischen Hans-Peter Hubmann, Vorsitzender des Bayerischen Apothekerverbands und DAV-Vize, und Christian Buse, Chef des Versandapothekerverbands BVDVA. Hubmann wurde mit dem Fakt konfrontiert, dass sich der Anteil der Versandapotheken am Rx-Markt seit dem Urteil fast gar nicht verändert habe. Er wies darauf hin, dass der Marktanteil derzeit zwar nur etwa ein Prozent betrage. Doch insbesondere die EU-Versender hätten ihre Umsätze steigern können. Hubmann weiter: „Ich spüre in meiner Apotheke noch keine Bedrohung, einige Kollegen merken das aber schon.“ Zum Glück, so der DAV-Vize, gebe es noch keine aktive Steuerung der Krankenkassen hin zu Versandapotheken.

Buse konterte: „Sie sollten sich mehr für die wirtschaftlichen Interessen aller Apotheken einsetzen.“ Erneut brachte Buse den BVDVA-Vorschlag einer verdoppelten Notdienstpauschale – finanziert aus der Marge der Apotheken – ins Spiel. Das werde zwar „so großen Apotheker-Familien wie der von Herrn Hubmann“ nicht viel helfen – kleinen Land­apotheken aber schon. Denn eines ist für den BVDVA klar: „Es wird keine Rolle rückwärts zum Zustand vor dem EuGH-Urteil geben.“ Das Zuwarten und Festhalten an der Preisbindung sei sinnlos und werde perspektivisch dazu führen, dass Apotheker nach Holland abwandern und von dort aus beliefern. |

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