Wirtschaft

Die Kaufkraft als Standortfaktor

Große regionale Unterschiede bei OTC sowie Gesundheit und Pflege

cha | Lohnt die Gründung oder Übernahme einer Apotheke an einem bestimmten Standort? Schöpfe ich mit meiner Apotheke das wirtschaftliche Potenzial meines Umfelds aus oder bleibe ich unter meinen Möglichkeiten? Lohnt es sich, das Angebot bestimmter Produktgruppen zu forcieren, oder wollen meine Kunden ohnehin kein Geld dafür ausgeben? Um solche Entscheidungen fundierter treffen zu können, lohnt ein Blick auf die Kaufkraft.

Die Kaufkraft gibt an, welcher ­Betrag einer Person (oder einem Haushalt) in einem Jahr zu Konsumzwecken zur Verfügung steht; die Kaufkraft kann u. a. aufgeschlüsselt werden nach verschiedenen Segmenten und nach Regionen.

Für Apotheker von besonderem Interesse ist natürlich die OTC-Kaufkraft. Diese wird vom Marktforschungsinstitut GfK definiert als Indikator für die Affinität der Endverbraucher hinsichtlich ihres Konsums von frei verkäuflichen Pharmaprodukten für die Selbstmedikation. Sie liefert damit einen Anhaltspunkt über das vorhandene Konsumpotenzial einer Region bzw. über die Attraktivität eines Standorts im Vertrieb von OTC-Produkten. Die OTC-Kaufkraft umfasst apothekenpflichtige Arzneimittel sowie Nichtarzneimittel von Nahrungsergänzungsmitteln über Apothekenkosmetik bis hin zu Sonnenschutzmitteln. Ausgenommen sind Käufe, die auf Rezept erfolgen, sowie Käufe, die in Supermärkten oder Drogerien getätigt werden.

GfK Kaufkraft Deutschland 2017 für OTC-Produkte Der Stadtkreis München hat die Nase vorn – die OTC-Kaufkraft liegt hier im Durchschnitt bei 87 Euro pro Einwohner. Schlusslicht ist der Landkreis Cloppenburg mit 64 Euro.

Daneben kann es auch durchaus von Interesse sein, welche Kaufkraft im Umfeld eines Apothekenstandorts für das Segment Gesundheit und Pflege generell zur Verfügung steht – selbst wenn die entsprechenden Einkäufe zum größten Teil außerhalb der Apo­theke getätigt werden. Ist die Kaufkraft in diesem Segment entsprechend hoch, lohnt es sich möglicherweise für die Apotheke zu versuchen, mit Marketingmaßnahmen ihr Potenzial besser auszuschöpfen und ein größeres Stück vom Kuchen abzuschneiden. Bei den Erhebungen der GfK umfasst das Sortiment Gesundheit und Pflege u. a. Körperpflege und Kosmetik, medizinische und orthopädische Artikel, pharmazeutischen Bedarf und Hygieneprodukte.

Tops und Flops

Bezüglich ihrer OTC-Kaufkraft erfasst die GfK Daten auf Ebene der Stadt- und Landkreise, der Gemeinden bis hin zum Straßenabschnitt. Beispielhaft ist auf der nebenstehenden Grafik die regionale Verteilung der OTC-Kaufkraft 2017 nach Stadt- und Landkreisen abgebildet. Am höchsten ist die OTC-Kaufkraft im Stadtkreis München: Hier liegt sie im Durchschnitt bei 87 Euro pro Einwohner und Jahr. In einem Index, bei dem die durchschnitt­liche OTC-Kaufkraft gleich 100 gesetzt wird, hat München 115,0 Indexpunkte. Auf den nächsten Plätzen folgen der Stadtkreis Suhl (86 Euro, Index: 112,7), der Stadtkreis Baden-Baden (85 Euro, Index: 112,2), der Landkreis Hochtaunuskreis (85 Euro, Index: 111,6) und der Stadtkreis Kempten im Allgäu (85 Euro, Index: 111,5). Am geringsten ist die OTC-Kaufkraft in den Landkreisen Cloppenburg (64 Euro, ­Index: 83,7), Eifelkreis Bitburg-Prüm (65 Euro, Index: 85,9), Vechta (66 Euro, Index: 87,3), Emsland (67 Euro, Index: 87,6) und Neustadt an der Waldnaab (67 Euro, Index: 87,6).

Bei der oben erwähnten Kaufkraft Gesundheit und Pflege liegen die stärkste und die schwächste Region viel weiter auseinander als bei der OTC-Kaufkraft. So stehen beim Spitzenreiter, dem Landkreis Hochtaunuskreis, pro Einwohner und Jahr im Durchschnitt 615 Euro zur Verfügung (Index: 133,8), während es beim Schlusslicht, dem Landkreis Kyffhäuserkreis, gerade einmal 365 Euro sind (Index: 79,3 Punkte). Sehr gut schneiden weiterhin die Land­kreise Starnberg, München und Main-Taunuskreis sowie der Stadtkreis München ab, sehr schwach sind dagegen die Landkreise Görlitz, Stendal und der Eifelkreis Bitburg-Prüm. |

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