Gesundheitspolitik

Staatsanwaltschaft eingeschaltet

BERLIN (hfd) | Die gefälschten Harvoni-Packungen, die im Mai in deutschen Apotheken aufgetaucht waren, beschäftigen mittlerweile die Staatsanwaltschaft.

Wenige Tage nachdem ein Patient einer Apotheke in Dortmund seine Harvoni®-Tabletten zurückgegeben hatte, weil sie weiß statt orange waren, erklärte das nordrhein-westfälische Gesundheits­ministerium, dass die fraglichen Tabletten aus den Niederlanden kamen. Eine Nachfrage beim Bundesgesundheitsministerium (BMG) ergab, dass der niederländische Großhändler sie wiederum aus Portugal bezogen hatte.

Keine Gute Vertriebspraxis

Laut einer BMG-Sprecherin haben beide Großhändler gegen die Vorgaben der Guten Vertriebspraxis (GDP) verstoßen: „Sowohl der Großhändler in Portugal als auch der in den Niederlanden war nicht im Besitz einer hierfür benötigten Erlaubnis“, sagte sie gegenüber DAZ.online. Und das dürfte auch auf den nach Deutschland importierenden Großhändler, der in Berlin ansässig sein soll, zurückfallen: „Arzneimittel dürfen nur von zur Abgabe von Arzneimitteln ­berechtigten Betrieben erworben werden“, erklärte die BMG-Sprecherin. „Soweit die Arzneimittel von einem Großhändler bezogen werden, hat sich der Empfänger von dessen Einhaltung der Guten Vertriebspraxis zu überzeugen.“

Das BMG ist selber nicht direkt in die Ermittlungen involviert, auch müssen mögliche Maßnahmen gegen Verstöße von den Landesbehörden geprüft werden. „Nach hiesigen Informationen ist die Staatsanwaltschaft eingeschaltet“, sagte die Sprecherin.

Von dem Fälschungsfall sind laut BMG 23 Packungen Harvoni® betroffen, die über den Vertriebsweg Portugal-Holland bezogen wurden. „Diese wurden zwischen Anfang und Mitte Mai 2017 an einen Großhändler weiterverkauft“, so die Sprecherin. Am 2. Juni 2017 wurde die Charge mit der Bezeichnung 16SFC021D schließlich auf Patientenebene zurückgerufen.

Da die deutsche Niederlassung des Harvoni®-Herstellers Gilead in Martinsried bei München ansässig ist, hat die Regierung von Oberbayern die Ermittlungen zu dem Fälschungsfall übernommen.

Für die Patienten blieb es letztlich glücklicherweise ungefährlich – denn die Tabletten erhielten die Wirkstoffe in richtiger Menge. ­Offenbar handelte es sich um Tabletten, die für den nicht-europäischen Markt hergestellt und von Gilead günstiger verkauft wurden. Die Verpackungen waren hingegen gefälscht. Gilead Deutschland hatte gegenüber DAZ.online erklärt, dass die Packungen minimal in Farbe und Schriftgröße ­sowie Zeilenabstand von den Originalen abweichen. Wer die Ver­packungen entworfen hat und wo sie herkommen, ist bislang ­völlig unklar. |

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