Gesundheitspolitik

Kommenar: Totschlag­argument

Benjamin Wessinger

Jedes Mal, wenn die Apotheker über neue Aufgaben in der Versorgung der Bevölkerung nachdenken – seien es bestimmte Impfungen, seien es allgemeine Präventionsangebote – kommt die gleiche Drohung aus der Ärzteschaft: Wenn ihr XY übernehmen wollt, dann fordern wir das Dispensierrecht für (bestimmte) Arzneimittel. Und oft genug ist die Diskussion damit beendet. Aktuell droht der Verein „Freie Ärzteschaft“ (der übrigens nur rund 2000 niedergelassene Ärzte vertritt) damit, s. nebenstehenden Bericht „Prävention versus Selbstdispensation“.

Zur Erinnerung: Es geht überhaupt nicht darum, den Ärzten etwas „wegzunehmen“, schon gar nicht darum, sich in die Kernbereiche der ärztlichen Tätigkeit „einzumischen“. Sondern um eine sinnvolle (!) Aufgabenteilung im Gesundheitswesen und um eine bessere Zusammenarbeit zwischen allen Heilberufen.

Dabei wird es natürlich Streit geben. Aber dieser muss kollegial und auf Augenhöhe geführt werden. Undurchdachte Maximalforderungen wie die nach der ärztlichen Selbstdispensa­tion wirken hier eher disqualifizierend. Denn sie stellt den ganzen Berufsstand der Apotheker infrage – ohne dass die Ärzte ernsthaft bereit wären, deren Aufgaben anschließend zu übernehmen.

Man kann den Apothekern deshalb nur wünschen, vor dieser Drohung nicht immer wieder einzuknicken. Die Aufgabe der Apotheker geht – wie wir alle wissen – weit über die bloße „Ausgabe“ von Arzneimitteln hinaus. Mit Verlaub: Dafür fehlt den Ärzten schlicht und ergreifend die Kompetenz. Entsprechend selbstbewusst sollte die Apothekerschaft solchen Forderungen entgegentreten!

Dr. Benjamin Wessinger, Chefredakteur der AZ

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