Gesundheitspolitik

Grüne und SPD kontra Apotheker

Schulz-Asche und Dittmar: Rx-Boni haben keinen Einfluss auf Apothekenumsätze

BERLIN (bro) | Die Gräben zwischen der Apothekerschaft auf der einen und SPD und Grünen auf der anderen Seite sind beim Thema Rx-Boni tief – das zeigte auch die politische Diskussionsrunde auf dem DAV-Wirtschaftsforum am vergangenen Mittwoch.

Kordula Schulz-Asche (Grüne) plädierte dafür, die Rx-Preisbindung kritisch zu hinterfragen. „Dass es nach dem EuGH-Urteil wieder Rx-Boni gibt, hat bislang nicht dazu geführt, dass Apotheken schließen mussten“, erklärte die Grünen-­Politikerin. Sie habe mit einigen Landapothekern gesprochen. „Deren Problem ist nicht die Preisbindung, sondern die Konkurrenz der Stadtapotheken, die einfach mehr Rezepte aus Arztpraxen erhalten.“

Die SPD-Politikerin Sabine Dittmar stellte klar: „Wir wollten nie Bargeldboni für alle Apotheker einführen. Es geht uns um Sachboni in Bagatellhöhe, beispiels­weise für Bonushefte, oder Ähnliches.“ So wie Schulz-Asche sagte aber auch Dittmar, es sei nicht belegt, dass der Apothekenumsatz durch Rx-Boni negativ beeinflusst werde.

Foto: AZ/Philipp Külker
Konträre Ansichten: Der CDU-Arzneimittelexperte Hennrich setzt auf ein Rx-Versandverbot, die SPD-Apothekenexpertin Dittmar lehnt dies ab.

DAV-Chef Fritz Becker ließ diese Behauptungen nicht unkommentiert stehen. Mit erhobener Stimme erklärte er: „Haben Sie erwartet, dass der Hebel nach dem EuGH-Urteil umgelegt wird und einen Monat später machen alle Apotheken zu? Das ist ein schleichender Prozess. Sagen Sie mir bitte: Wie lange wollen Sie denn warten, bis dieser Zustand wirklich gefährlich wird? Genau deswegen können wir keiner Lösung zustimmen, die früher oder halt später in den Ruin führt!“ Und Andreas Kiefer, Prä­sident der Bundesapothekerkammer, ergänzte: „Sie machen ja auch keinen Fallschirmsprung ohne Fallschirme und sagen sich: Mal schauen, ob etwas passiert.“

Becker und Kiefer erklärten, dass der einzige Kompromiss, zu dem sie bereit gewesen seien, ein auf zwei Jahre befristetes Versandverbot gewesen wäre; in dieser Zeit hätte man die Arzneimittelpreisverordnung umstellen können.

Unterstützt wurden die beiden Apotheker vom CDU-Bundestagsabgeordneten Michael Hennrich (CDU). Der Arzneimittelexperte der Unionsfraktion erneuerte ­seine Forderung nach einem Rx-Versandverbot. Er hätte sich dies zumindest vorübergehend gewünscht, um in dieser Übergangszeit tiefer gehende Veränderungen an der Arzneimittelpreisverordnung vorzunehmen. |

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