Gesundheitspolitik

Fritz Becker: Nicht nachlassen!

BERLIN (az) | Die ABDA will weiter für das Rx-Versandverbot kämpfen. Tragfähige Alternativen gebe es nicht, betonte DAV-Chef Fritz Becker beim DAV-Wirtschaftsforum.

Becker hat die Apotheker aufgerufen, weiterhin gemeinsam für das Rx-Versandverbot zu kämpfen. Der Berufsstand müsse nun mehr denn je zusammenhalten. „Versandapotheken leisten keine Gemeinwohlaufgaben. Und genau deswegen lehnen wir diese Päckchen-Pack-Pharmazie ab“, erklärte er vergangene Woche beim DAV-Wirtschaftsforum in Berlin. Und weiter: „Alle als Alternative zum Rx-Versandverbot vorgelegten Vorschläge bieten nur Pseudolösungen an. Ganz im Gegenteil, sie sind kontraproduktiv und hätten teils fatale Langzeitwirkungen zur Folge.“ Kein Verständnis hat Becker für die Blockadehaltung der SPD im Bundestag. Die ABDA hatte ihre Teilnahme an weiteren Gesprächen mit SPD-Fraktions­vize Karl Lauterbach abgesagt. Becker ließ aber durchblicken, dass er durchaus zu Verhandlungen in einigen Bereichen bereit sei. Allerdings müssten die Chancen und Risiken jeder möglichen Weiterentwicklung sorgfältig abge­wogen werden, um die Herausforderungen des EuGH-Urteils erfolgreich zu bewältigen. In der neuen Legislaturperiode werde man mit konkreten Forderungen und Vorschlägen auf die neue Bundesregierung zugehen, kündigte ­Becker an. Warum nicht früher? „Die Arzneimittelpreisverordnung eignet sich nicht für Schnellschüsse. Änderungen müssen angesichts ihrer Tragweite gut überdacht werden. Bei Operationen am offenen Herzen sollten Spontanaktionen vermieden werden“, erklärte er.

Positive Entwicklungen

Neben dem Streit um den Versandhandel nannte Becker auch Entwicklungen aus den letzten Monaten, auf die die Apotheker „stolz sein“ könnten. So sei die Anpassung der Vergütung für Rezepturen und für BtM durch das Arzneimittelversorgungsstärkungsgesetz (AMVSG) „höchst erfreulich“. Man habe lange dafür gekämpft, die Honorarerhöhung stelle eine Anerkennung der pharmazeutischen Leistungen der Apotheker dar. Zudem freue ihn, dass exklusive Verträge zwischen einzelnen Zyto-Apothekern und den Kassen endlich verboten würden. „Die freie Apothekenwahl ist kein Anbieter-, sondern praktizierter Patienten- und Verbraucherschutz“, erklärte Becker. Die Versuche einiger Krankenkassen, noch kurz vor dem Inkrafttreten des AMVSG neue Zyto-Verträge abzuschließen, bezeichnete Becker dagegen als „weniger erfreulich“. Auch die ­Abschaffung der Rabattverträge im Impfstoff-Bereich begrüßte ­Becker. Er sei nun „zuversichtlich“, dass die Lieferschwierigkeiten bei Impfstoffen durch das Ausschreibungsverbot zurückgingen.

Der DAV-Chef begrüßte auch das neue Gesetz zur Stärkung der Hilfs- und Heilmittelversorgung. Es sei richtig, dass der Zuschlag bei Hilfsmittelausschreibungen künftig auch an andere Kriterien als den Preis gebunden sei und die von den Patienten verlangten Aufzahlungen künftig besser überwacht würden. Trotzdem befürchtet Becker, dass die Patienten von den Neuregelungen nicht allzu viel spüren werden. Man müsse die Situation nun beobachten.

Engpässe und Digitalisierung

Beim Thema Lieferengpässe attackierte Becker insbesondere die AOK. Christopher Hermann, Chef der AOK Baden-Württemberg, fordert, dass alle Akteure in der Handelskette ihre Lagerbestände regelmäßig an die Behörden melden. Becker nannte diesen Vorschlag „bürokratischen Wahnsinn“.

Was die Digitalisierung im Apothekenmarkt betrifft, erklärte der DAV-Chef, dass die ABDA derzeit weiter am Anschluss der Apotheker an die Telematik-Infrastruktur arbeite. Becker berichtete, dass der DAV mit dem GKV-Spitzenverband Verhandlungen aufgenommen habe, in denen es um die Ausstattung der Apotheken und um eine entsprechende Finanzierungsvereinbarung geht. |

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