Gesundheitspolitik

Kommentar: Spiel mit dem Feuer

Christine Ahlheim

Ausländische Versender dürfen Rx-Boni gewähren und deutsche Apotheken nicht – eine Diskrepanz, die manch streitlustigen Apotheker zum Rechtsbruch verführen könnte. Doch während die deutschen Versender die Rx-Boni nicht gerichtlich durchsetzen, sondern eine politische Lösung abwarten wollen, wird andernorts an der AMPreisV gezündelt und mit Gutscheinen das Boni-Verbot umgangen (siehe S. 3 "Kammer geht gegen 50-Cent-Gutscheine vor" und S. 8 "Abwarten statt klagen").

Für die deutschen Apotheker sind solche und ähnliche Aktionen ein Spiel mit dem Feuer. Denn wohin der Weg durch die gerichtlichen Instanzen führen würde, kann im Moment niemand abschätzen. Möglich ist, dass am Ende die Gültigkeit der AMPreisV für alle deutschen Apotheken bestätigt wird. Möglich ist aber auch, dass die Justiz eine Gleichbehandlung von ausländischen Versendern und deutschen Apotheken herbeiführen und in Deutschland ebenfalls Rx-Boni erlauben wird. Wie dies die Apothekenlandschaft verändern würde, mag man sich kaum vorstellen: Einer­seits käme es zu einer Kommerzialisierung des Rx-Marktes, worauf die bunten Flyer im OTC-Bereich heute schon einen Vorgeschmack bieten. Andererseits käme es zu erheblichen wirtschaftlichen Einbußen aufgrund der Boni, gefolgt von einem weiteren Rückgang der Apothekenzahlen und schlechteren (Be­ratungs-)Leistungen der über­lebenden Apotheken.

Verhindert werden könnte dies durch das Rx-Versandverbot: Dürfen ausländische Versender nicht nach Deutschland liefern, werden inländische Apotheker auch nicht diskriminiert. Eine einfache Lösung – nur schade, dass die SPD im Wahljahr offenbar für einfache Lösungen nicht mehr zu haben ist.

Christine Ahlheim, stellvertretende Chefredakteurin der AZ


Wie nach Redaktionsschluss dieser AZ bekannt wurde, hat das Regierungspräsidium Karlsruhe die sofortige Schließung des DocMorris-Abgabeautomaten angeordnet. Näheres siehe hier.

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