Gesundheitspolitik

Lauterbach lockt mit Beratungshonorar

SPD-Fraktionsvize wirft Union Missbrauch der Apotheker im Wahlkampf vor

BERLIN (bro) | Obwohl die Union weitere Verhandlungen zum Rx-Versandverbot mit der SPD ausgeschlossen hat, will SPD-Fraktionsvize Karl Lauterbach noch in dieser Legislaturperiode ein Versandhandels-Gesetz auf den Weg bringen.

Lauterbach ist der Ansicht, es sei die Schuld der Union, dass die Situation nach dem EuGH-Urteil nun gänzlich ungelöst bleibe. Bei einem Pressegespräch am vergangenen Mittwoch warf er der Union zudem Missbrauch der Apotheker im Wahl­kampf vor: „Ich bedauere sehr, dass die Union inzwischen öffentlich zugegeben hat, dass sie mit den Apothekern Wahlkampf machen will. Die Union missbraucht die Apotheker hier als Wahlkampfhilfe.“

Lauterbach erklärte weiter, er hoffe, dass die Apotheker dieses Spiel durchschauen. „Ich kann nur hoffen, dass sich die Apotheker dem nicht anschließen und merken, dass sie ausgenutzt werden.“ Denn das Versprechen der Union, das ­Rx-Versandverbot in der nächsten Legislaturperiode erneut aufzugreifen, sei unrealistisch. „Außer der Linkspartei will keiner das Verbot. Die Union kann es also nur bei absoluter Mehrheit oder mit Sahra Wagenknecht verabschieden.“ Doch ist sich Lauterbach sicher, dass der Bürger „schon sehen wird, dass der Versandhandel eine wichtige Bedeutung hat“.

© Kai Felmy

Der SPD-Gesundheitsexperte erneuerte auch seine Kritik am Verbot: „Wir wollten den deutschen Versandhandel unbedingt am Netz behalten. Denn es gibt darunter wichtige Spezialversender, die beispielsweise Infusionslösungen oder Medikamente für Spina bifida verschicken.“ Die ABDA sei nicht „in der Lage gewesen“ darzustellen, wie man den Wegfall der Spezialversender ersetzen könne.

Er verwies auch darauf, dass der Versandhandel einen Anteil von ca. 1,6 Prozent am Rx-Markt hat. Dass Landapotheken wegfallen, habe nichts mit den Versendern zu tun, sondern damit, dass Ärzte aus der Region gehen und die Apotheken dadurch nicht mehr rentabel seien.

Welches genaue Ziel er verfolgt, wollte Lauterbach nicht preisgeben. Neben der Begrenzung der Boni will Lauterbach am Apothekenhonorar schrauben. Der SPD-Politiker sagte: „Es kann nicht sein, dass ein Apotheker, der berät, und ein Apotheker, der nicht berät und das Medikament wortlos abgibt, das gleiche Honorar behalten.“ In der Vergangenheit hatte der SPD-Politiker bereits ein Beratungshonorar vorgeschlagen, das Apotheker abrechnen können, wenn sie eine Beratungskabine vorhalten.

ABDA lehnt Gesprächsrunde mit Versendern ab

Lauterbach äußerte, er wolle nun alleine mit den Apothekern verhandeln. Eine Einladung zusammen mit den Versendern für den 27. April hat die ABDA zwischenzeitlich abgelehnt. Gegenüber der AZ äußerte sie: „Wir lehnen das Gesprächsangebot in der vorgeschlagenen Konstellation als nicht zielführend ab, sind aber jederzeit zu bilateralem Gespräch mit der SPD bzw. Herrn Lauterbach bereit, soweit das der Lösung des Problems dient.“ |

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1 Kommentar

Lauterbach lockt mit Beratungshonorar

von KiWi am 10.04.2017 um 12:49 Uhr

Woher bitte soll das Geld für Beratungshonoroar kommen?
Ehe die Krankenkassen auch nur einen Cent herausrücken, haben wir uns zu Tode dokumentiert! Die Kunden sind heute teilweise schon genervt und gehen in eine nicht beratende Apotheke, wenn man sie zum x. Mal mit einer Beratung zu Nasenspray beglückt.
Am besten muß der Patient in Zukunft wie bei den Hilfsmitteln gegenzeichnen, dass er leitliniengerecht beraten wurde, damit die Kasse zahlt... das ist doch alles Humbug!
Für die innerdeutschen Spezialversender wird man mit Sicherheit eine entsprechende Ausnahmeregelung schaffen - und wenn der Bezug über eine vom Patienten ausgewählte öffenliche Apotheke läuft...

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