Gesundheitspolitik

GKV contra Versandverbot

Mit Versandapotheken die Landversorgung retten

BERLIN (bro/az) | Der GKV-Spitzenverband hält gar nichts von den Plänen des Bundesgesundheitsministers für ein Rx-Versandverbot. Das macht er in seiner Stellungnahme zum Referentenentwurf deutlich.

Im Zeitalter der Digitalisierung sei das Verbot „unzeitgemäß“, heißt es dort. Sicherheitsbedenken lässt der Kassenverband nicht gelten: „Die seit mehr als einer Dekade gemachte Erfahrung mit diesem Vertriebsweg zeigt, dass auch im Rahmen des Versandhandels die Sicherheit der Versorgung gewährleistet ist.“ Und so fordert der GKV-Spitzenverband die komplette Streichung aller vorgesehenen Neuregelungen. Es bestehe schlicht ein „Bedarf“ der Patienten für den Versand. „Andernfalls würde das Geschäftsmodell des Versandhandels nicht über einen so langen Zeitraum bestehen. Bei einem pauschalen Verbot könnte dieser Bedarf nicht mehr befriedigt werden.“

In seiner Stellungnahme geht der GKV-Spitzenverband auch auf die zurückgehende Apothekenzahl ein. Aus seiner Sicht gewinnen städtische Räume zunehmend an Attraktivität, während es immer unattraktiver für Apotheker werde, eine Apotheke auf dem Land zu eröffnen. Doch statt sich dafür einzusetzen, die Apotheke vor Ort in strukturschwachen Regionen zu erhalten, setzen die Kassen eher auf den Versandhandel. Dieser könne in bestimmten Regionen „Patienten helfen, Wege zu ver­meiden und besitzt damit Vorteile gegenüber Präsenzapotheken“, schreibt der Verband. Statt den Internethandel einzugrenzen, solle die Vertriebsstruktur von Arzneimitteln so flexibilisiert werden, „dass in allen Regionen Deutschlands – unabhängig von der Bevölkerungsdichte – eine sichere und bedarfsgerechte Versorgung mit Arzneimitteln erreicht werden kann. Dabei ist der Versandhandel mit verschreibungspflichtigen Arzneimitteln ein geeignetes Mittel.“

Auch die vorgesehenen Neuregelungen zum Botendienst treffen beim Spitzenverband nicht auf Zuspruch. Zwar befürworte er grundsätzlich, alternative Versorgungsformen neben der klassischen stationären Apotheke zu schaffen. Allerdings werde der Botendienst nicht den Versandhandel ersetzen können, wenn Patienten schon heute nicht im Einzugsbereich einer Apotheke leben und online bestellen. Zudem sei die Wirtschaftlichkeit einer Versorgung durch den Botendienst gegenüber dem Versandhandel grundsätzlich infrage zu stellen. |

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