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Medikationsmanagement im Test

Gemeinsames AMTS-Projekt von AOK Nordwest und AKWL

BERLIN (ks) | Die Apothekerkammer Westfalen-Lippe und die AOK Nordwest wollen belegen, dass apothekerlicher Einsatz die Arzneimitteltherapiesicherheit (AMTS) verbessern kann: In einem gemeinsamen Projekt sollen rund 100 AMTS-qualifizierte Apotheken den Therapieprozess von mindestens 1000 Patienten systematisch optimieren. Im Anschluss wird evaluiert.

Die AOK Nordwest und die Apothekerkammer Westfalen-Lippe (AKWL) haben eine Kooperationsvereinbarung geschlossen, die darauf abzielt, offensichtliche und potenzielle Probleme bei der Arzneimittelversorgung zu ­dokumentieren und zu evaluieren. Die Basis bietet ein Ausbildungskonzept, das die AKWL seit Herbst 2012 Apothekern anbietet: Sie können sich zum AMTS-Manager qualifizieren lassen. Die Apotheke, in der AMTS-Manager arbeiten, darf sich „AMTS-qualifizierte Apotheke“ nennen. In den vergangenen drei Jahren wurden der Kammer zufolge 529 solcher AMTS-Manager ausgebildet. Ihre Aufgabe: Sie ­sollen Fehl- und Doppelverordnungen von Arzneimitteln und Wechselwirkungen der verschiedenen Medikamente erkennen und helfen sie zu vermeiden. Dabei agieren sie als Lotsen zwischen Patient und Ärzten.

Bei der AKWL ist man vom Konzept bereits überzeugt – doch in abseh­barer Zeit soll es nun auch handfeste und überzeugende Daten geben. AKWL und AOK Nordwest haben sich geeinigt, dass die Tätigkeit der Apotheken jetzt evaluiert werden soll – und zwar unter der wissenschaftlichen Federführung des Lehrstuhls für Klinische Pharmazie von Professor Dr. Ulrich Jaehde an der Universität Bonn. Drei Jahre soll das Projekt laufen, die AOK rechnet Mitte 2019 mit Ergebnissen. Nun läuft die Patienten­akquise an.

AOK-PatientenQuittung als Basis

Grundlage für den Check durch den Apotheker ist aus Sicht der Kasse idealerweise die elektronische AOK-PatientenQuittung, die Versicherte der AOK Nordwest auf Wunsch von ihrer Kasse bekommen. Diese kann sich der Patient ausdrucken und mit in die Apotheke bringen, erklärt Andreas Heeke, Geschäftsbereichsleiter Apotheker bei der AOK Nordwest, gegenüber der DAZ. Hier sieht der Apotheker sämtliche Verordnungen, die zulasten der Kasse erfolgten. Diese Übersicht kann er sodann um die OTC-Arzneimittel ergänzen, von denen er weiß, dass der Patient sie nimmt. Wenn es Auffälligkeiten gibt, erwartet Heeke, dass die Heilberufler miteinander in Kontakt treten und diese im Sinne des Patienten und der AMTS auflösen. Welche Patienten für das Projekt geeignet sind, müssen Apotheker und Arzt entscheiden. Starre Kriterien, nach denen besondere ­Risikogruppen herausgefiltert werden sollen, gibt es nicht. „Es geht um Alltagsoptimierung“ erklärt Heeke.

AKWL-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening ist optimistisch: „Die systematische Optimierung des Therapieprozesses, die derzeit noch in Modell­regionen erprobt und nun gemeinsam evaluiert werden soll, wird bereits in wenigen Jahren der Standard für die Versorgung aller Patienten sein.“ Für eine dauerhafte Implementierung eines Medikationsmanagements sei eine begleitende Versorgungsforschung von hoher Bedeutung. Die angebotene Dienstleistung müsse validiert und optimiert werden. Das ist sicher auch im Hinblick auf eine Vergütung der apothekerlichen Leistung wichtig. Die AOK Nordwest stellt laut AKWL für das Projekt 80.000 Euro zur Verfügung. Würden 1000 Patienten mitmachen – diese Zahl sollte aus AOK-Sicht zumindest ­erreicht werden, um überhaupt valide Aussagen zu bekommen – könnten für die Apotheke also 80 Euro pro AMTS-Patient abfallen. Heeke betonte gegenüber der DAZ allerdings, dass der Kooperationsvertrag keine individualisierten Beträge für die Apotheken vorsehe. Auch die Apotheker leisten über die Apothekerstiftung Westfalen-Lippe ­einen finanziellen Beitrag zu Projekt: ­Finanziert wird eine halbe Stelle für eine wissenschaftliche Mitarbeiterin von Professor Jaehde, Verena Kurth, die sich mit der Evaluation befassen wird. |

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