Aus den Ländern

Diabetes und Metabolisches Syndrom

Fortbildung der DPhG-Landesgruppe Niedersachsen

Eine Fortbildungsveranstaltung zum Thema „Diabetes und Meta­bolisches Syndrom“ lockte am 20. Februar über 150 Apotheker und Pharmaziestudierende in die Technische Universität Braunschweig. Veranstalter war die DPhG-Landesgruppe Niedersachsen in Zusammenarbeit mit der Apothekerkammer Niedersachsen.

Adipositas bei Kindern

Prof. Manfred James Müller vom Institut für Humanernährung und Lebensmittelkunde der Universität Kiel berichtete, dass 80 Prozent der Kinder, die im Alter von sechs Jahren übergewichtig sind, übergewichtige Erwachsene werden. Insofern ist der Anstieg der Adipositas im Kindes- und Jugendalter besonders problematisch. Dabei gibt es soziale Unterschiede: Adipositas kommt häufiger in niedrigen sozialen Schichten vor, während Kinder aus höheren sozialen Schichten ihr Körpergewicht teilweise sogar kritisch reduzieren.

Weil die Behandlung von übergewichtigen Kindern extrem schwierig ist, kommt der Prävention eine Schlüsselrolle zu. Müller sieht hier vor allem die Politik gefordert, ähnlich wie beim Tabakkonsum. So hält Müller Werbeverbote ungesunder Lebensmittel bei Kindern sowie eine Änderung der Besteuerung für vorstellbar. Dass diese Maßnahmen Erfolg haben können, zeigt ein Blick nach New York: Dort wurden durch strukturelle Maßnahmen eine Reduktion der täglichen ­Kalorienzufuhr und eine Verdopplung der Fahrradfahrten erzielt.

Foto: DAZ/Schmiedel

Referenten und Veranstalter (v.l.): Prof. Ingo Rustenbeck, Dr. Christine Hoffmann, Dr. Karin Schmiedel, Dr. Insa Kather, Prof. Knut Baumann, Prof. Heike Bunjes, Dr. Stephan Reichl

Therapie und Prophylaxe des Diabetes mellitus Typ 2

Die anschließenden Vorträge widmeten sich Aspekten der Diabetestherapie. Prof. Ingo Rustenbeck von der TU Braunschweig warf einen differenzierten Blick auf den Nutzen und die Sicherheit von Sulfonylharnstoffen.

Da neuere orale Antidiabetika wie DPP-4-Inhibitoren oder SGLT-2-Hemmer ein geringeres Hypoglykämie­risiko aufweisen, ist das Verordnungsvolumen der Sulfonylharnstoffe in den letzten Jahren rückläufig. Rustenbeck zeigte auf, dass die Sulfonylharnstoffe nicht als Gruppe, sondern besser die Einzelwirkstoffe zu betrachten sind, denn die kardiovaskuläre Sicherheit von Glimepirid und Gliclazid ist überzeugend belegt, wohingegen dies bei Glibenclamid nicht der Fall ist.

Dr. Insa Kather von Sanofi-Aventis informierte über die Herstellung von Insulinanaloga. Die frühere Gewinnung von Insulin aus Schweinepankreas wies neben der schlechten Verträglichkeit auch Produktionsprobleme auf. Selbst in heutiger Zeit gestaltet sich die Herstellung eines Insulins nicht trivial. Die Peptide werden meist in E. coli oder S. cerevisiae produziert. Hierbei stellen die Produktion im Großmaßstab sowie die Aufreinigung Herausforderungen dar.

Abschließend stellte Dr. Karin Schmiedel, Bad Windsheim, die Ergebnisse ihrer Studie zum Präventionsprogramm GLICEMIA vor, die sie im ­Rahmen ihrer Doktorarbeit an der ­Universität Erlangen-Nürnberg in Zusammenarbeit mit dem WIPIG durchgeführt hat. Mithilfe des Programms konnten Apotheken zur Diabetesprävention bei Erwachsenen beitragen. Neben einer signifikanten Gewichtsreduktion und Bewegungssteigerung wurde eine Verbesserung der körper­lichen Lebensqualität festgestellt.

Apotheker, die das evaluierte Programm in ihrer Apotheke umsetzen wollen, finden Materialien unter www.wipig.de > Materialien > Diabetes mellitus. |

Apothekerin Dr. Karin Schmiedel


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