Arzneimittel und Therapie

Physio- und Ergotherapie enttäuschen

Bei Parkinson-Patienten im Frühstadium keine klinisch relevanten Verbesserungen

Die Kombination aus Physio- und Ergotherapie für Patienten mit leicht bis mäßig stark ausgeprägtem Morbus Parkinson führt laut einer Studie zu keiner klinisch relevanten Erhöhung von Lebensqualität bzw. verbesserten Bewältigung von Alltagsaktivitäten.
Foto: Kzenon – Fotolia.com

Parkinson Trotz enttäuschender Ergebnisse bleibt die Krankengymnastik auch in der Frühphase eine Option.

Insgesamt 762 Parkinson-Patienten, die bereits mit Limitationen im alltäglichen Leben zu kämpfen hatten, erhielten im Rahmen der PD REHAB-(Randomised controlled trial to assess the clinical- and cost-effectiveness of physiotherapy and occupational therapy in Parkinson‘s disease)-Studie randomisiert entweder eine Physio- und Ergotherapie zur Verbesserung der eingeschränkten Handlungsfähigkeit oder aber keine entsprechende Behandlung [1]. Ziel der klinischen Studie war es, den Effekt dieser Therapieformen auf die Bewältigung von Alltagsaktivitäten sowie auf die persönliche Lebensqualität nach drei, neun sowie fünfzehn Monaten nach Studienbeginn zu analysieren.

Die britischen Forscher um Carl E. Clarke fanden jedoch keine klinisch relevanten Verbesserungen durch die Durchführung von Krankengym­nastik oder Ergotherapien, zumindest nicht in der hier untersuchten Patienten-Population mit leicht bis mäßig stark ausgeprägtem Morbus Parkinson. Jedoch beinhaltete das gewählte Studien­schema nur durchschnittlich etwa vier Stunden Therapie über acht Wochen, weshalb nicht auszuschließen ist, dass die Behandlungen nicht intensiv oder lang genug gewählt wurden, um klinische Effekte zu erhalten. Es wäre daher womöglich irreführend anzunehmen, Parkinson-Patienten würden generell nicht von einer Physio- und Ergotherapie profitieren [2]. Eher sollte zukünftig an der Entwicklung und Erprobung strukturierter und intensiver Physio- und Ergotherapie-Programme bei Patienten in allen Stadien des Morbus Parkinson geforscht werden.

Obwohl die derzeitige Studienlage weiter uneinheitlich ist, empfehlen Experten Physio- und Ergotherapien vor allem bei Parkinson-Patienten im Spätstadium [3]. Dabei sollten die gewählten Therapien unbedingt persönlich gestaltet sein und sich gezielt auf die individuellen Probleme des täg­lichen Lebens fokussieren, damit die Erfolgschancen am größten sind. |

Quelle

[1] Clarke CE, Patel S, Ives N et al. Physiotherapy and Occupational Therapy vs No Therapy in Mild to Moderate Parkinson Disease: A Randomized Clinical Trial. JAMA Neurol. Published online January 19, 2016. doi:10.1001/jamaneurol.2015.4452

[2] Are occupational therapy and physiotherapy effective in Parkinson´s? www.parkinsons.org.uk/news/19-january-2016/are-occupational-therapy-and-physiotherapy-effective-parkinsons, Stand 24. Januar 2016

[3] National Collaborating Centre for Chronic Conditions. National Institute for Health and Clinical Excellence (NICE) Guidelines: Parkinson’s Disease: Diagnosis and Management in Primary and Secondary Care. London, England: Royal College of Physicians; 2006

Apotheker Dr. André Said

Das könnte Sie auch interessieren

Parkinson-Patienten in der häuslichen Umgebung schulen

Ergotherapie macht fit für den Alltag

Grundlagen für das Medikationsmanagement

Pharmakotherapie beim Parkinson-Syndrom

Nutzen für die Patienten und die Gesellschaft

Was Apotheker bei der Rx-Abgabe leisten

Ein Update in Sachen Medikationsmanagement und AMTS

MM und MA: wie ist der Stand?

Studien und Daten zu pharmazeutischen Dienstleistungen in deutschen Apotheken

Wegweisende AMTS-Projekte

Wissenswertes zur Therapie von Morbus Crohn und Colitis ulcerosa

Chronisch entzündet

Neue Wirkstoffe gegen atopische Dermatitis im Markt und in der Pipeline

Blick in die Zukunft

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.