Arzneimittel und Therapie

Cannabidiol für junge Epileptiker

Erste Hinweise auf Wirksamkeit

Dass auch Epileptiker von Cannabis profitieren könnten, wird schon seit Längerem vermutet. Doch die bisherige Datenlage ist spärlich. Jetzt wurden die Ergebnisse einer klinischen Studie mit jungen Epileptikern veröffentlicht, die diese Hypothese untermauern.
Foto: Jiri Hera – Fotolia.com

Mit Sativex® ist seit einigen Jahren ein Cannabis-haltiges Arzneimittel auf dem Markt, zugelassen für Spasmen bei MS-Patienten. Auch die Epilepsie ist ein mögliches Einsatzgebiet für Cannabis-Zubereitungen.

Da Epilepsie zu den häufigsten chronischen Erkrankungen bei Kindern zählt, könnte Cannabis auch für diese Patientengruppe interessant sein. Allerdings ist der Cannabis-Gesamtextrakt aufgrund der psychoaktiven Wirkung des Hauptinhaltsstoffes Tetrahydrocannabinol (THC) für den Einsatz bei Kindern ungeeignet. Eine mögliche Alternative stellt daher der zweite Hauptinhaltsstoff Cannabidiol dar. In ersten präklinischen und klinischen Studien konnte bereits eine antikonvulsive Wirkung und gute Verträglichkeit gezeigt werden.

Nun wurde erstmals eine größer angelegte klinische Studie zur Wirksamkeit und Sicherheit von Cannabidiol bei Kindern mit behandlungsresistenter Epilepsie durchgeführt. An dieser prospektiven, offenen klinischen Studie, die an elf Epilepsie-Zentren in den USA durchgeführt wurde, nahmen Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene von einem bis 30 Jahren mit schwerer Epilepsie (vier oder mehr monatlichen Anfällen) teil. Cannabidiol wurde dabei als Add-on-Medikation zusätzlich zur bisherigen medikamentösen Therapie über einen Zeitraum von zwölf Wochen gegeben.

Von den 214 Teilnehmern wurde bei 162 die Verträglichkeit und bei 137 die Wirksamkeit evaluiert. Die monatliche Anfallshäufigkeit reduzierte sich von 30,0 zu Beginn der Studie auf 15,8 nach zwölfwöchiger Cannabidiol-Einnahme.

Unerwünschte Wirkungen traten bei 79% der Patienten auf, wobei als häufigste Nebenwirkungen Schläfrigkeit, Appetitlosigkeit, Durchfall, Müdigkeit und Krämpfe vorkamen. Schwerwiegende Nebenwirkungen traten in 30% der Fälle auf, wobei 12% möglicherweise mit der Cannabidiol-Einnahme in Zusammenhang standen.

Insgesamt muss die Studie als erster klinisch relevanter Hinweis auf die Wirksamkeit von Cannabidiol bei jungen Epileptikern gesehen werden. Das Sicherheitsprofil wird als angemessen eingestuft, wobei die Nebenwirkungsrate doch höher als erwartet ausfiel. Weitere randomisierte klinische Studien zur genaueren Evaluierung werden vermutlich folgen. |

Quelle

Devinsky O et al. Cannabidiol in patients with treatment-resistant epilepsy: an open-label interventional trial. Lancet 2015, online veröffentlicht 23. Dezember 2015

Apothekerin Dr. Birgit Benedek

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