Arzneimittel und Therapie

Statine plus Dabigatran – (k)ein Problem

Kombination mit Simvastatin oder Lovastatin erhöht Blutungsrisiko

Wird Dabigatran mit P-Glykoprotein-Inhibitoren kombiniert, besteht ein erhöhtes Blutungsrisiko. Auch Lovastatin oder Simvastatin zählen zu den Inhibitoren.

Die Bioverfügbarkeit des Thrombinhemmers Dabigatran ist mit 6,5% relativ niedrig, auch weil er ein Substrat von P-Glykoprotein ist. Denn P-Glykoprotein pumpt Fremdstoffe nach der Resorption zurück ins Darmlumen. Daher ist die Kombination von Dabigatran mit einer Reihe von P-Glykoprotein-Inhibitoren mit einem erhöhten Blutungsrisiko verbunden und kontraindiziert. Statine sind in dieser Liste bisher nicht enthalten, obwohl Simvastatin und Lova­statin sowohl P-Glykoprotein als auch die zur Aktivierung des Prodrugs Dabigatranetexilat nötigen Carboxylesterasen hemmen.

In zwei Fall-Kontroll-Studien wurden die klinischen Auswirkungen dieser potenziellen Interaktionen näher untersucht. Als Basis dienten Daten von Patienten mit Vorhofflimmern, die unter Einnahme von Dabigatran und einem Statin wegen eines Schlaganfalls oder einer schweren Blutung in ein Krankenhaus aufgenommen wurden. Verglichen wurde die Wahrscheinlichkeit für diese Ereignisse unter Sim­vastatin bzw. Lovastatin und unter einem anderem Statin (Atorva­statin, Pravastatin, Fluvastatin oder Rosuvastatin). Von fast 46.000 Dabigatran-Patienten erlitten 836 einen Schlaganfall, und 2406 wurden wegen einer schweren Blutung vorstellig. In beiden Gruppen wurde etwa die Hälfte der erfassten Dabigatran-Patienten mit einem Statin behandelt. Das Risiko für einen Schlaganfall unterschied sich unter Simvastatin bzw. Lovastatin nicht signifikant von den Vergleichs-Statinen. Dagegen war der Einsatz von Simvastatin oder Lovastatin mit einem signifikant höheren Risiko für schwere Blutungen assoziiert (Odds Ratio [OR] 1,46). Diese Ergebnisse legen nahe, bei einer Komedikation mit Dabigatran lieber auf Simvastatin und Lovastatin zu verzichten und auf andere Statine zurückzugreifen. |

Quelle

Antoniou T, et al. CMAJ 2016, published online 21. November; doi: 10.1503/cmaj.160303

Apothekerin Sarah Katzemich

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