Leserbriefe

Aufruf: Aktiviert die gesamte Belegschaft!

Aufruf der Einhorn-Apotheke, Saar­brücken, an alle niedergelassenen Kolleginnen und Kollegen

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

der bisherige Protest zum EuGH-Urteil unserer Verbände und die Aktivitäten der Inhaber sind nicht genug! Dieser Protest kann leicht als „Lobbyarbeit“ diskreditiert werden.

Daher mein Appell an alle: Aktiviert eure Belegschaften!

Den nachstehenden Brief haben wir als Belegschaft, versehen mit über zwanzig Unterschriften, an die Landes- und Bundestagsfraktionen der SPD und Grünen verschickt, zusätzlich als Mail an alle Landes- und Bundestagsabgeordneten dieser Parteien. Schließen Sie sich an!

Auf Anfrage sende ich Ihnen den Text gerne per Mail, ebenso die Mailadressen der Bundestagsabgeordneten.

Lassen Sie Ihre Belegschaft unterschreiben und schicken dieses Dokument an die Landes- und Bundestagsfraktionen. Mailen Sie die Bundespolitiker zusätzlich an. Versenden Sie das Dokument auch direkt an Ihre Wahlkreisabgeordneten.

Helfen Sie mit, den Politikern zu verdeutlichen, dass nicht nur die Apothekeninhaber sich Sorgen machen, sondern dass auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Angst haben.

Das Schreiben an die Abgeordneten:

„Sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete,

wir haben Angst. Wir haben Angst um die Arzneimittelversorgung in Deutschland und wir haben Angst um unsere Arbeitsplätze.

Am 19. Oktober 2016 hat der EuGH ­geurteilt, dass ausländische Versandapotheken den Patienten Boni auf verschreibungspflichtige Medikamente ­gewähren dürfen.

DocMorris hat daraufhin einen riesigen Werbefeldzug in Internetforen und im Fernsehen gestartet.

Die deutschen Apotheken gewährleisten bisher rund um die Uhr eine flächendeckende Versorgung der Bevölkerung mit Arzneimitteln, Beratung, Herstellung von Individualrezepturen, Belieferung mit Hilfsmitteln, Betäubungs­mittel, und und und ...

Gerade mal 15% der Arzneimittelaus­gaben werden für diese Versorgungsstruktur benötigt.

155.000 Arbeitsstellen (wohnortnah, ­familienfreundlich, 90% Frauenanteil) werden in den Apotheken besetzt.

Nun soll es ausländischen Versandapotheken erlaubt sein, sich durch Rosinenpickerei einen Großteil des Arzneimittelumsatzes zu sichern, ohne Leistungen für das Gemeinwohl, wie Not- und Nachtdienste, Rezepturanfertigungen, Betäubungsmittelversorgung, etc., leisten zu müssen.

Viele Bundes-, Landes- und Kommunalpolitiker haben ihre Absicht erklärt, durch ein Versandhandelsverbot für verschreibungspflichtige Medikamente diese Zukunftsversion zu verhindern und unsere bewährte Arzneimittelversorgung zu sichern.

Einzig die SPD-Bundestagsfraktion und die Fraktion Bündnis 90 / Die ­Grünen betonen, dass ein RX-Versandhandelsverbot nicht infrage kommt.

Wir haben den Eindruck, dass die ­deutschen Apotheken und damit die ­gesamte Arzneimittelversorgung für Sie ein Feindbild darstellen.

Wie kam es dazu?

Passt eine kostengünstige, reibungslos funktionierende Arzneimittelversorgung mit altmodischen Kleinläden, in denen noch echte menschliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter als Ansprechpartner zur Verfügung stehen, nicht in Ihre schöne neue Zukunftsvision?

Muss erst ein preisgünstiges, funktionierendes, menschliches System mit wohnortnahen Arbeitsplätzen kaputt gemacht werden, damit man im Rückblick erkennt, wie wertvoll dieses war?

Müssen die wohnortnahen Arbeitsplätze erst durch die Konkurrenz mit ausländischen Kapitalgesellschaften, die nur durch die Rosinenpickerei bestehen können, kaputt gemacht werden, damit man erkennt, dass dies ein Fehler war?

Die Überforderungsklausel sieht vor, dass die Zuzahlungsbelastung chronisch kranker Menschen auf 1% des verfügbaren Einkommens begrenzt ist. Kein Bundesbürger muss also zu viel für seine Arzneimittel bezahlen. Im Gegenteil sollte die Zuzahlungsbeteiligung dafür sorgen, den Arzneikonsum bewusst und verantwortlich zu gestalten.

Soll dies nun umgestellt werden? Soll ein Anreiz entstehen, dass möglichst viele Arzneimittel verordnet werden? Sollen die Patienten sich auf Kosten der Solidargemeinschaft bereichern dürfen?

Der Versand mit verschreibungspflichtigen Medikamenten macht zur Zeit ca. 1% aller Verordnungen aus. Durch ein Verbot würde also niemand ernsthaft benachteiligt oder in seinen Rechten verletzt. Diese Zahl zeigt auch deutlich, dass bisher auch auf dem Land die ­Arzneimittelversorgung ausgezeichnet funktioniert und niemand auf den Versandhandel angewiesen ist.

Mit ungläubigem Erstaunen haben wir die wachsende Zustimmung zur AfD wahrgenommen. Mit dem gleichen Erstaunen haben wir die Wahl des neuen US-Präsidenten und den britischen Brexit verfolgt. Lange Zeit konnten wir die Gemütslage der jeweiligen Wähler, die sich von ihrer Regierung bzw. den etablierten Parteien nicht mehr vertreten fühlen, nicht nachvollziehen.

Heute kann ich Ihnen versichern: Wir können diese Gemütslage nachvollziehen.

Wir erleben, wie der EuGH in ein Gebiet eingreift (Gesundheitssystem), das eigentlich den Einzelstaaten vorbehalten sein sollte, und etablierte, gewählte Volksvertreter wie Sie nichts dagegen unternehmen.

Wir fühlen uns von Ihnen verraten!

Wir appellieren an Sie:

  • Kommen Sie von Ihrem Olymp herunter und kümmern sich um die Sorgen der Menschen vor Ort!
  • Retten Sie unser bewährtes System der Arzneimittelversorgung!
  • Verhindern Sie die Rosinenpickerei und die Bereicherung ausländischer Kapitalgesellschaften an der Solidargemeinschaft!
  • Retten Sie unsere Arbeitsplätze!


Wir sind gespannt auf Ihre Antwort.

Die Belegschaften der

Einhorn Apotheke, 66130 Saarbrücken, Saargemünderstr. 165

Linden Apotheke, 66130 Saarbrücken, Saarbrücker Str. 122“

Andreas Gerlach, Einhorn Apotheke, Saargemünderstr. 165, 66130 Saarbrücken, gerlach@einhorn-saar.de

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