DAZ aktuell

Antibiotika erst nach Test

Modell-Vertrag in Nordrhein

STUTTGART (hfd) | Um die Zahl un­nötiger Antibiotikaverordnungen zu reduzieren, will der BKK-Landesverband Nordwest zusammen mit der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Nordrhein Ärzte zu Vorab-Tests anhalten. Ein Vertrag, der zum neuen Jahr in Kraft tritt, sieht vor, dass Ärzte in Essen und Duisburg extrabudgetäre Leistungen erhalten, wenn sie Antigen-Schnelltests bei Rachenentzündungen sowie Antibiogramme bei Harnwegs- und Wundinfektionen durchführen.

„Antibiotika werden immer noch für Erkrankungen verordnet, für die sie nicht notwendig oder von vornherein unwirksam sind, beispielsweise bei einem einfachen Erkältungsschnupfen“, erklären der BKK-Landesverband ­sowie die KV Nordrhein in einer Stellungnahme. Außerdem würden sie weiterhin zu ungezielt eingesetzt, zum Beispiel ohne Wirksamkeitstest – laut Daten des Kassenverbands würden 95% der Antibiotika-Gaben keine Analysen vorausgehen. „Besonders ­bedenklich ist das beim Einsatz von Reserve-Antibiotika“, heißt es.

Zukünftig will der BKK-Landesverband Nordwest die Erstattung diagnostischer Verfahren verbessern und den höheren Beratungsaufwand des Arztes honorieren. Von dem Vertrag, der zunächst auf zwei Jahre befristet ist, können mehr als 800 Haus-, ­Frauen- oder Hautärzte in den beiden Städten profitieren. Wenn das Modellprojekt zufriedenstellend verläuft, will sich der Kassenverband für eine Pflicht zu Vorab-Tests einsetzen.

„Wir wollen Missstände nicht nur aufzeigen, sondern auch Verantwortung übernehmen und Lösungswege aufzeigen“, erklärte der stellv. Vorstand des BKK-Landesverbands, Dirk Janssen. |

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