Arzneimittel und Therapie

Mit Vitamin D vergiftet

Fallbericht eines Vierjährigen mit Autismus

rr | Im British Medical Journal wurde der Fall eines Vierjährigen beschrieben, der seit drei Wochen unter Erbrechen, Gewichtsverlust, Appetitlosigkeit und Polydipsie litt. In der Notaufnahme standen die Ärzte zunächst vor einem Rätsel.

Bekannt war, dass der Junge unter einer Autismus-Spektrum-Störung leidet, die nicht medikamentös behandelt wurde. Im Laborbefund waren der Calcium-Spiegel (4,46 mmol/l; normal: 2,20 bis 2,60 mmol/l) und der Vitamin-D-Spiegel (2130 nmol/l; normal: 50 bis 150 nmol/l) deutlich erhöht. Ein Hyperparathyreoidismus als Ursache für diese schwere Hypercalcämie konnte ebenso wie eine Tumorerkrankung ausgeschlossen werden.

Drei Tage später lieferte die Mutter des Jungen eine Erklärung: Auf Anraten eines Alternativmediziners gab sie dem Kind seit Monaten zwölf verschiedene Mittel zur Behandlung der Autismus-Spektrum-Störung, darunter ein Vitamin-D-Präparat, ein Präparat mit Calcium und Magnesium, Lebertran und calciumreiche Kamelmilch. Durch Gabe von Calcitonin, Furosemid und Pamidronat konnte der Calcium-Spiegel beim Kind wieder gesenkt werden.

Vor allem chronisch kranke Kinder werden häufig mit vermeintlich „sanfter“ Alternativmedizin behandelt. Der Fall unterstreicht, dass diese durchaus mit schweren Nebenwirkungen verbunden sein kann. |

Quelle

Boyd C, Moodambail A. BMJ Case Rep 2016; doi:10.1136/bcr-2016-215849

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