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Offensive Medikationsanalyse

Foto: DAZ/Kahrmann
Dr. Doris Uhl, Chefredakteurin der DAZ

Der bundeseinheitliche Medikationsplan ist eingeführt! Damit haben zumindest die Patienten, die dauerhaft mindestens drei systemische Arzneimittel verordnet bekommen, einen Anspruch auf Ausstellung und Aktualisierung durch ihren Hausarzt. Dieser wird für die Tätigkeit honoriert. Apotheker sind bei der Erstausstellung außen vor. Sie müssen jedoch den Plan unter ­bestimmten Voraussetzungen auf Wunsch des Patienten aktualisieren, allerdings ohne eine Honorierung (s. a. Baustelle Medikationsplan DAZ 2016, Nr. 39, S. 24). Das ist frustrierend. Reaktionen von Apothekern, nur Dienst nach Vorschrift zu machen und Ergänzungen nur handschriftlich vorzunehmen, sind vor diesem Hintergrund zunächst nur allzu verständlich.

Bei näherer Betrachtung sind solche Trotzreaktionen jedoch nicht unbedingt zielführend. Denn der Medikationsplan wurde für den Patienten entwickelt. Er soll ihm eine schnelle Übersicht über Sinn und Zweck und die korrekte Anwendung seiner Medikation bieten. Er ist damit ein erster kleiner Schritt zu mehr Arzneimitteltherapiesicherheit, ein Ziel, das wir tagtäglich im Interesse der Patienten verfolgen.

Liegt ein vollständiger Plan vor, dann bietet er eine gute Basis für eine Medikationsanalyse, ohne die das Ziel, die Arzneimitteltherapiesicherheit entscheidend zu verbessern, nicht zu erreichen ist. Denn nur mit einem vollständigen Plan können beispielsweise alle problematischen Kombinationen und Doppelverordnungen erkannt oder Dosierungsschemata zur Compliance-Verbesserung vereinfacht werden. Das alles sind wichtige Maßnahmen, die in jeder Apotheke schon jetzt angeboten werden können. Für so eine einfache Medikationsanalyse ist jeder Apotheker bestens ausgebildet. Was hindert uns also daran, solche Leistungen schon jetzt einfach gegen Honorar anzubieten? Die Apotheke könnte sich als das Kompetenzzentrum für Arzneimitteltherapiesicherheit profilieren und auch der Politik deutlich machen: Wir können – und wir wollen im Gegensatz zu manch einem ärztlichen Kollegen – die Arzneimitteltherapie für unsere Patienten wirklich verbessern. Und wir können deutlich machen, dass dazu unser pharmazeutisches Know-how einfach unentbehrlich ist.

Immer mehr Apotheken bieten ihren Patienten heute schon einfache Medikationsanalysen an. Aber es sind noch zu wenige. Viele Patienten wissen noch gar nicht, was ihre Apotheke auf diesem Gebiet alles für sie leisten kann. Lassen Sie sich von unserer Spezialausgabe Medikationsanalyse inspirieren (Die Medikation analysieren, S. 31). Lesen Sie, wie ein einfacher Einstieg in die Medikationsanalyse gelingt. Werfen Sie einen Blick über den Gartenzaun und schauen Sie, wie in der Krankenhausversorgung der Johannes-Apotheke Bad Gröbenzell mit einem Quick-Check die Patienten herausgefiltert werden, die dringend auf eine Überprüfung ihrer Medikation angewiesen sind. Und last but not least finden Sie auch noch Tipps ­dazu, wie Sie die Kosten für diese Dienstleistung kalkulieren können, die unbestritten ihr Geld wert sein wird. Machen Sie einfach mit und starten auch Sie in Ihrer Apotheke die Offensive Medikationsanalyse! Ihre Patienten werden es Ihnen ­danken.

Dr. Doris Uhl


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