Leserbriefe

Offener Brief: Kontingentierung von Victoza

Offener Brief an Novo Nordisk

Kontingentierung Victoza 6 mg/ml 10 × 3 ml

Sachverhalt: Rezeptvorlage über Victoza 6 mg/ml 10 × 3 ml in meiner Apotheke am Freitag, 9. September 2016. Abfrage bei meinem Großhändler: Nicht lieferbar, da kontingentiert vom Hersteller.

Montag, 11. September 2016 telefonische Bestellung bei Novo Nordisk. Lieferung nur bei Bestellung per Fax unter Beifügung der Apothekenbetriebserlaubnis.

Ware erhalten am Dienstag 12. September 2016. Patienten informiert. Ware ausgeliefert.

Dass dieser unerträgliche Umstand der Direktbestellung einer einzelnen Packung erforderlich ist, begründet Novo Nordisk mit der allgemeinen Behauptung, dass der Pharmazeutische Großhandel Ware exportiere und daher kontingentiert werden müsse.

Ich bitte die Firma Novo Nordisk um Stellungnahme:

1. Warum sollte mein Großhandel, das apothekereigene Wirtschaftsunternehmen Noweda, Ware exportieren, statt diese an die Eigentümer = Apothekerinnen und Apotheker zu liefern, damit diese den gesetzlichen Versorgungsauftrag für die Patienten zeitnah erfüllen können?

2. Kann die Firma Novo Nordisk die Behauptung, der pharmazeutische Großhandel exportiere, auch für die Noweda aufstellen?

3. Ist die Firma Novo Nordisk bereit, innerhalb der Großhandelsbranche zu differenzieren?

4. Wenn die Firma Novo Nordisk keine Beweise für einen Export durch die Noweda vorlegen kann, fordere ich eine öffentliche Erklärung in der DAZ und PZ und eine umgehende vollständige Belieferung der Noweda mit der von dieser bestellten Warenmenge.

Apotheker Rudolf Strunk, Alte Apotheke Recklinghausen,
alte-apotheke-re@t-online.de


Stellungnahme von Novo ­Nordisk

Wir möchten uns zu der Sache wie folgt äußern:

1. Wir bei Novo Nordisk fühlen uns unserer Verantwortung verpflichtet, Patienten in Deutschland zuverlässig mit unseren Produkten zu versorgen. Wir haben dem deutschen Markt immer mehr Ware zur Verfügung gestellt als verschrieben wurde und werden das auch weiterhin tun.

2. Seit der Einführung des AMNOG sind die Preise für innovative Medikamente in Deutschland auf ein Niveau unterhalb des europäischen Durchschnitts gesunken. Deshalb haben Großhändler und Parallelexporteure begonnen, Medikamente aus Deutschland in andere europäische Länder mit höheren Preisen zu verkaufen. Dieses Vorgehen ist legal und kann von Novo Nordisk weder nachvollzogen noch beeinflusst werden. Wir wissen daher auch nicht, ob und in welchem Umfang einzelne Großhandelsunternehmen die von uns gelieferte Ware ins Ausland verkaufen.

3. Diese neue Entwicklung führt allerdings zu einer zunehmend unberechenbaren und stark schwankenden Nachfrage, die eine stabile und verlässliche Versorgung des deutschen Marktes gefährdet.

4. Als Reaktion auf diese Entwicklung haben wir ein einseitiges Quotensystem eingeführt, als die Schwankungen der Nachfrage ein kritisches Ausmaß erreichten und die Versorgung des deutschen Marktes gefährdet erschien.

5. Wir haben den Großhandel über das Quotensystem informiert und arbeiten kontinuierlich daran, mögliche Probleme zu identifizieren und im Sinne unserer Patienten zu lösen. Aus rechtlichen Gründen ist es uns aber strikt verboten, unsere Quoten nach den Wünschen der Großhändler anzupassen oder mit ihnen über Mengen zu verhandeln.

6. Wir haben parallel einen direkten Bestellkanal für Apotheken eingerichtet, so dass jeder Patient seine verschriebenen Medikamente erhalten kann, auch wenn der Großhandel nicht mehr lieferfähig ist.

Sebastian Wachtarz, Leiter Communications, Novo Nordisk, 55127 Mainz

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