Arzneimittel und Therapie

Positives von der Pille

Orale Kontrazeptiva senken Sterblichkeit durch Ovarialkrebs

Die weltweite Sterblichkeit durch Ovarialkrebs ist in den letzten Jahrzehnten gefallen. Eine neue Analyse zeigt in nahezu der gesamten EU sowie in Nordamerika und Ozeanien Reduktionen um 10% bis 16%. Die Forscher führen diese Beobachtungen hauptsächlich auf einen protektiven Langzeiteffekt oraler Kontrazeptiva zurück.

Ovarialkarzinome werden aufgrund mangelnder oder unspezifischer Symptome oft erst spät diagnostiziert und haben daher meist eine sehr schlechte Prognose. Diese Tumorart trat in der Vergangenheit in europäischen Ländern mit hohem Einkommen und in Nordamerika am häufigsten auf. In den letzten zwei Jahrzehnten verzeichneten Forscher für die USA, das Vereinigte Königreich und Nordeuropa einen Rückgang der Sterblichkeits­raten, vor allem bei jungen Frauen und Frauen mittleren Alters.

Aktuelle Daten

Eine neue Publikation analysierte nun die weltweiten Tendenzen aus den Jahren 2002 bis 2012. Über alle Altersstufen sank in der EU die Sterblichkeitsrate an Ovarialkrebs von 5,8 auf 5,2 Fälle pro 100.000 Menschen und damit um knapp 10%. In großen EU-Staaten lag der Rückgang zwischen 8% (Polen) und 24% (Schweden). In Nord- und Mitteleuropa, wo die Mortalitätsrate in der Vergangenheit am höchsten war, sank sie am deutlichsten. Eine deutliche Abnahme war auch in den USA und Kanada (-16%) sowie in Australien und Neuseeland (-12%) zu verzeichnen. In Japan und Hongkong fielen die Raten, während sie in Korea leicht stiegen. In diesen Ländern war die Ovarialkrebs-Mortalität allerdings historisch gesehen sehr gering (Korea im Jahr 2002: 2,13/100.000).

Insgesamt war der Rückgang der Mortalitätsraten bei jungen Frauen (20 bis 49 Jahre) am größten (EU: 21,7%), gefolgt von Frauen mittleren Alters (50 bis 69 Jahre) mit 10,7%. Dagegen sank die Sterblichkeit bei älteren Frauen im Alter von 70 bis 79 Jahren nur leicht um 2,2%.

Umschwung mit Hormonen

Dieser Rückgang ist teilweise besseren Diagnose- und Behandlungsmethoden zuzuschreiben. Den weitaus größeren Einfluss dürfte jedoch der protektive Langzeiteffekt oraler Kontrazeptiva haben. Die Abnahme ist größer in Ländern, in denen „die Pille“ früher und weiter verbreitet war. Zudem ist die Generation der Frauen, die in den 30er- und frühen 40er-Jahren geboren wurden, die erste, die z. B. in den USA und dem Vereinigten Königreich hormonelle Verhütung nutzte und auch nun im Sinne einer Senkung der Ovarialkrebs-Sterblichkeit davon profitiert. Die niedrigere Mortalitätsrate in dieser älteren Generation wurde aber wahrscheinlich auch durch die Abkehr von der menopausalen Hormonersatztherapie während der letzten Jahre verursacht. Dagegen steigt z. B. in Korea die Zahl der übergewichtigen Menschen und damit auch das Ovarialkrebs-Risiko. Insgesamt scheinen sich mit der Globalisierung und der Assimilation des Lebensstils auch die Sterblichkeitsraten für Ovarialkrebs weltweit anzugleichen. |

Quelle

Malvezzi M, et al. Global trends and predictions in ovarian cancer mortality, Ann Oncol 2016, published online 5. September

Apothekerin Sarah Katzemich

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