Prisma

Estrogene in der Kuhmilch: harmlos

100-fache Dosis zeigt bei Mäusen keine Wirkung

cae | Die meisten Ernährungswissenschaftler halten die in der Kuhmilch enthaltenen Hormone für gesundheitlich unbedenklich. Experimente mit Mäusen stützen diese Einschätzung.
Foto: ChiccoDodiFC – Fotolia.com
Noch nie wurde so viel Milch produziert wie heute, aber nur sehr wenige Experten sind über die Folgen des Konsums besorgt.

Ein Liter Vollmilch enthält etwa 0,13 µg Estron und 0,02 µg Estradiol. Dabei kann die Milch von tragenden Kühen im dritten Trimenon 20-mal so viel Estrogene enthalten wie die Milche von Kühen, die bereits gekalbt haben. Estron ist ein Abbauprodukt des Estradiols und besitzt nur etwa ein Zehntel seiner estrogenen Wirkung. Da Estradiol wiederum ein Metabolit des Testosterons ist, kommen Estrogene von Natur aus im Organismus des Mannes vor; seine Tagesproduktion beträgt bis zu 25 µg. Frauen bilden ­sogar bis zu 100 µg Estrogene am Tag. Da fällt die zusätzliche Aufnahme kleinster Mengen mit der Nahrung nicht ins Gewicht, zumal die Resorp­tionsrate und die Stabilität relativ gering sind.

Vergleichbares gilt für das Verhältnis von endogenem und mit der Kuhmilch zugeführtem Progesteron sowie seine Bioverfügbarkeit. Umstritten ist derzeit noch, ob das in der Milch vorhandene Wachstumshormon Insulin-like Growth Factor 1 das Krebsrisiko erhöhen könnte.

Slowenische Forscher haben nun an männlichen und weiblichen Mäusen, denen die Ovarien (Hauptproduktionsorte des Estradiols) entfernt worden waren, die Estrogenwirkung getestet. Die Mäuse tranken acht Tage lang die Milch hochschwangerer Kühe (4 ml/d; 0,093 ng/ml Estron, 0,065 ng/ml Estradiol). Jeweils zwei Gruppen erhielten zusätzlich 40 ng/d bzw. 400 ng/d Estron und Estradiol mit der Milch. Anschließend wurden die Mäuse getötet und untersucht. Dabei zeigten nur die Mäuse in den beiden Gruppen mit der höchsten Estrogenzufuhr (Dosis > 1000-mal so hoch wie in der Milch) einschlägige Veränderungen: Bei allen Tieren wurden erhöhte Estrogen-Plasmaspiegel gemessen; bei den Weibchen hatte zudem die Masse des Uterus zugenommen; bei den Männchen waren die Testosteronspiegel ­erniedrigt, aber die Masse der Hoden war gleichgeblieben. Die Autoren der Studie vermuten, dass die Estrogene, die im Darm resorbiert werden, bereits bei der Passage durch die Leber größtenteils abgebaut werden (First-pass-Effekt). |

Quellen

Peter S, Martin H-H. Enthält Trinkmilch bedenkliche Mengen an Hormonen? www.ugb.de/exklusiv/fragen-service/trink­milch/?hormone-trinkmilch

Grgurevic N, et al. Effect of dietary estrogens from bovine milk on blood hormone levels and reproductive organs in mice. J Dairy

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