Aus der Hochschule

Thomas Jira hielt seine letzte Vorlesung

Abschied von der Universität Greifswald

Dienstag, 12. Juli: Schon um 9 Uhr früh war der große Hörsaal Ost des Jahnstraße-Campus der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald bis auf die letzten Plätze gefüllt. Grund dafür war weder ein Pflichtseminar noch eine Abschlussklausur, sondern eine Festvorlesung der besonderen Art: Prof. Dr. Thomas Jira hielt nach 36 Jahren Lehrtätigkeit am Institut für Pharmazie seine allerletzte Lehrveranstaltung.
Foto: Uni Greifswald
Prof. Dr. Thomas Jira während seiner Abschiedsvorlesung.

Eigentlich sollte in dieser Stunde Wissen zu den Fachthemen Stereochemie, Chiralität und Circulardichroismus vermittelt werden, zumindest wenn es nach dem Vorlesungsverzeichnis der Universität gegangen wäre. Statt dessen verriet der engagierte Hochschullehrer der Studentenschaft und den anwesenden Kollegen seine Leidenschaft für die Pharmazeutische Ana­lytik auf eine sehr amüsante und persönliche Art und Weise.

Mit einem Jablonski-Termschema als Sinnbild seiner akademischen Laufbahn, die 1969 mit dem Studium der Pharmazie in Greifswald begonnen hatte, brachte Jira das Publikum immer wieder zum Lachen. Angeregte Zustände sowie erlaubte und unerlaubte Übergänge in seinem Leben reicherte der beliebte Greifswalder mit lustigen Anekdoten an (z. B. war Aleksander Jablonski ein leidenschaftlicher Pfeifenraucher wie Jira auch).

Amüsante, nachdenklich stimmende Geschichten und Fotos des Instituts aus DDR-Zeiten verwob Jira mit Powerpoint-Folien, die zum Teil aus seinen echten Vorlesungen stammten, aber mit kleinen Animationsgags humorvoll adaptiert wurden. Die Zuhörer lernten zum Beispiel, dass Goethe achirale Schuhe trug, dass sich ein ­hypothetisches Gemisch aus einem Zebra und einem Gnu mittels Flüssigkeitschromatografie nur unbefriedigend trennen ließe, dass aber mithilfe massenspektrometrischer Fragmentierung die einzelnen Bestandteilen identifiziert werden können, oder dass bei Tagungsbanketten in Dubai, wo Jira zu wissenschaftlichen Vorträgen eingeladen war, der Festkuchen nicht mit einem Messer, sondern mit einem Säbel geschnitten wird.

Zum Schluss verriet der baldige Pen­sionär, wie er sich seinen Ruhestand vorstellt: Die HPLC-Anlage wird gegen eine Golfausrüstung getauscht, das Basteln am Säulenofen gegen die Bildhauerei mit der Kettensäge, und die Vorlesungen für Studenten gegen das Vorlesen von Geschichten für seine beiden Enkelkinder.

Nach dieser Vorlesung dankte Dr. Dr. Georg Engel, Präsident der Apothekerkammer Mecklenburg-­Vorpommern, Prof. Jira für seine langjährigen Dienste als Präsident der Scheele-Gesellschaft. Danach drückte die Fachschaft ihm ihre Anerkennung für sein großes Engagement in der Lehre aus und schenkte ihm als Dank eine Auswahl besonders feiner Muster fermentierten Gerstensaftes.

Zuletzt stimmte das Auditorium das alte Studentenlied Gaudeamus igitur an, um Professor Jira würdig und alles andere als sang- und klanglos aus dem Hörsaal zu verabschieden: Vivat academia, vivant professores!

Foto: Uni Greifswald
Prof. Dr. Thomas Jira (li.) mit Prof. Dr. Andreas Link, Lehrstuhl für Pharmazeutisch-Medizinische Chemie am Institut für Pharmazie.

Aus diesem Anlass danken wir im Namen des Instituts für Pharmazie Herrn Jira für seine stets kollegiale und konstruktive Mitarbeit, für seinen immer freundlichen und respektvollen Umgang mit allen Mitarbeitern und für seine kreativen Ideen und fruchtbaren Vorhaben in der Pharmazeutischen Analytik, mit denen er die Forschungslandschaft des Instituts jahrelang bereichert hat.

Besonders wünschen wir Ihnen, Herr Professor Jira, für einen verdienten Ruhestand einen neuen Lebens­abschnitt, gesegnet mit Gesundheit, viele interessanten Unternehmungen und Glück in der Familie. |

Patrick Bednarski und Andreas Link


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