Arzneimittel und Therapie

Herzrhythmusstörungen im Visier

Katheterablation besser als intensivierte medikamentöse Therapie?

Falls ventrikuläre Tachykardien trotz zusätzlicher Antiarrhythmika-Therapie auftreten, muss entschieden werden, ob eine Katheterablation oder eine Ausweitung der medikamentösen Therapie erfolgen soll. Die VANISH-Studie ging dieser Frage nach und gibt Hinweise darauf, welchen Patienten eine Katheterablation zu empfehlen ist.

Die Behandlung von Patienten mit Herzrhythmusstörungen kann sich als äußerst schwierig erweisen. Vor mehr als 20 Jahren wurde herausgefunden, dass der Reentry – ein Prozess, bei dem es zum Wiedereintritt einer elektrischen Erregungswelle in das umgebende Herzgewebe kommt – oft die Ursache für vernarbungsassoziierte ventrikuläre Tachykardien (VT) ist [1]. Mit der sogenannten Katheterablation wurde eine Methode entwickelt, bei der ein Reentry zielgerichtet unterbrochen werden kann. Dabei wird durch einen speziellen Katheter die Stelle verödet, von der die Rhythmusstörung ausgeht (siehe Abb.).

Wie läuft eine Katheterablation ab?

[nach Aktion Meditech]

Der Katheter kann über die Leiste, den Arm oder die Halsvene eingeführt werden. Über die Hohlvene wird er bis in den linken Vorhof geschoben. Dazu muss die Herzscheidewand (Septum) punktiert werden. Mit der Katheterspitze wird die Stelle im Herzgewebe, von der die Rhythmusstörung ausgeht, gezielt verödet. Es gibt Systeme, die mit Hochfrequenzstrom, Kälte, Ultraschall oder nach dem Prinzip eines Lasers funktionieren. Ablationen werden in der Regel mit örtlicher Betäubung durchgeführt.

Die Überlebenschancen beim Auftreten ventrikulärer Tachyarrhythmien sind schlecht, da mit Verstreichen jeder unbehandelten Minute die Letalität um sieben bis zehn Prozent steigt [2]. Durch Implantation eines Kardioverter-Defibrillators (ICD) wird dieses Risiko signifikant reduziert. Der ICD kann bei Herzkammerflimmern automatisch einen elektrischen Impuls abgeben, der im Idealfall die Herzmuskelaktivität wieder normalisiert [3].

Weniger VT-Stürme

In der VANISH-Studie (Ventricular Tachycardia Ablation or Escalated Drug Therapy) wurde untersucht, ob eine Katheterablation einer Ausweitung der medikamentösen Therapie über­legen ist. Eingeschlossen wurden 259 Patienten mit ischämischer Kardiomyopathie, rezidivierenden ventrikulären Tachykardien und ICD. Im medikamentösen Arm der Studie wurden Patienten entweder auf Amiodaron umgestellt oder erhielten eine Dosiserhöhung auf 300 mg Amiodaron pro Tag. Falls diese hohe Dosierung bereits bestand, wurde zusätzlich Mexiletin (in Deutschland nicht mehr auf dem Markt) gegeben. Bei Patienten des zweiten Studienarms wurde unter Beibehaltung der bestehenden Medikation eine Katheterablation durch­geführt. Als primärer kombinierter Endpunkt galten Tod, drei oder mehr Episoden einer ventrikulären Tachykardie innerhalb von 24 Stunden (VT-Sturm) oder ein notwendiger ICD-Schock nach 30 Tagen Behandlung [4].

Über eine Dauer von 28 Monaten zeigte sich ein deutlich geringeres Auftreten des definierten Endpunkts in der Ablationsgruppe mit einer relativen Risikoreduktion von 28% [5]. Der signifikante Unterschied zwischen den beiden Gruppen ist durch Reduktion der VT-Stürme in der Katheterablationsgruppe zu erklären [4, 5]. Ein Unterschied in der Mortalität wurde nicht festgestellt.

Für welche Patienten geeignet?

Zusammengefasst bleibt festzuhalten, dass nach der VANISH-Studie eine Katheterablation vor allem bei Patienten mit ischämischer Kardiomyopathie, einem ICD, wiederkehrender Tachykardie und unter Amiodaron-Therapie anzuraten ist [4, 6]. Für eine abschließende Beurteilung sei jedoch an das kleine Patientenkollektiv erinnert und an die Tatsache, dass eine Ablationstherapie je nach durchführender Klinik andere Ausgangspunkte haben kann [5, 6]. |

Quelle

[1] Pogwizd SM et al. Reentrant and focal mechanisms underlying ventricular tachycardia in the human heart. Circulation 1992;86:1872–1887 doi: 10.1161/01.CIR.86.6.1872

[2] Cummins RO. From concept to standard-of-care? Review of the clinical experience with automated external defibrillators. Ann Emerg Med 1989;18:1269-1275

[3] Implantierbarer Kardioverter-Defibrillator (ICD) unter http://www.kardionet.de/icd (Zugriff am 18.7.2016)

[4] Sapp JL et al. Ventricular Tachycardia Ablation versus Escalation of Antiarrhythmic Drugs. N Engl J Med 2016;375:111-121; doi: 10.1056/NEJMoa1513614

[5] Perings S. Katheterablation besser als intensivierte antiarrhythmische Therapie. Nachricht auf kardiologie.org vom 6. Mai 2016

[6] Cain ME. Recurrent Ventricular Tachycardia — More Drugs or Bring Out the Catheter? N Engl J Med 2016;375:173-174; doi: 10.1056/NEJMe1606305

Apothekerin Isabelle Maucher

Das könnte Sie auch interessieren

Lebensqualität mit Katheterablation höher als mit Antiarrhythmika

Mechanisch verbessert

Optogenetik gegen plötzlichen Herztod

Bei Blaulicht: Herzschlag normal

Neue Nationale VersorgungsLeitlinie fordert Aktualisierung durch Apotheker

Medikationsplan für Herzinsuffizienz-Patienten

Was kann man selbst gegen Herzrhythmusstörungen tun?

Aus dem Takt

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.