Arzneimittel und Therapie

Therapiefreie Wochenenden erlaubt

HIV-infizierte Kinder und Jugendliche können die antiretrovirale Therapie kurzzeitig unterbrechen

HIV-positive Patienten sind lebenslang auf eine antiretrovirale Behandlung angewiesen, wobei vor allem Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene Probleme mit der kon­tinuierlichen Einnahme von Arzneimitteln haben. Eine Änderung der bestehenden Therapieregime scheint aber möglich, beispielsweise mit Unterbrechungen der Medikamenteneinnahme über das Wochenende.

Die Idee einer diskontinuierlichen antiretroviralen Therapie ist nicht neu. Neben einer vereinfachten Handhabung der Medikation zielt sie auch auf eine Abschwächung toxischer Effekte bei gleichbleibender Wirksamkeit und damit insgesamt auf eine Verbesserung der Lebensqualität. Einige kleinere Studien haben in der Vergangenheit bereits das Prinzip einer Zyklus­therapie als realisierbar eingestuft. Im Rahmen der offenen BREATHER-Studie (BREaks in Adolescent and child THerapy using Efavirenz and two nRtis) wurden nun erstmals die Umsetzbarkeit und Akzeptanz einer diskontinuierlichen HIV-Behandlung in einer geografisch diversen Patientenpopulation untersucht.

International angelegte Studie

Insgesamt 199 HIV-Patienten aus elf Ländern im Alter von acht bis 24 Jahren wurden zwischen April 2011 und Juni 2013 entweder mit einer kontinuierlichen Gabe von Efavirenz und zwei weiteren nukleosidischen Reverse-Transkriptase-Inhibitoren behandelt oder mit einer Zyklustherapie („5 plus 2“), die eine Unterbrechung der Arzneimitteleinnahme am Wochenende vorsieht. Therapieziel war, die Viruslast auf weniger als 50 Kopien/ml zu halten. Der Beobachtungszeitraum umfasste 48 Wochen.

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Über das Wochenende wegfahren und die Krankheit vergessen: Klinisch stabil eingestellte HIV-Patienten können durch eine Zyklustherapie an Lebensqualität gewinnen.

Weniger Nebenwirkungen

Zwischen den beiden Behandlungsregimen ergaben sich keine signifikanten Unterschiede in Wirksamkeit und Sicherheit. Bei 6% der Patienten, die die Pharmakotherapie am Wochenende unterbrachen, und 7% derer, die die Medikation kontinuierlich einnahmen, überstieg die Viruslast den Schwellenwert von 50 Kopien/ml. Damit war die zyklische Gabe der kontinuierlichen nicht unterlegen. Im Gegenteil: In der Gruppe mit diskontinuierlicher Therapie kam es nur zu zwei arzneimittelbedingten unerwünschten Ereignissen (Gynäkomastie und Spontanabort) gegenüber 14 in der Kontrollgruppe (Lipodystrophie, Gynäkomastie, Spontanabort, Entwicklung von Suizidgedanken, Schwindel, Kopfschmerz, Synkopen sowie Neutropenie und erhöhte Transaminasewerte).

Compliance verbessert

Für Patienten, die auf eine antiretrovirale Therapie mit Efavirenz und nukleo­sidischen Reverse-Transkriptase-Inhibitoren ansprechen, könnte sich hiermit eine Verbesserung der Akzeptanz und somit eine Erhöhung der Compliance erreichen lassen. Dennoch muss auch einschränkend erwähnt werden, dass trotz eines gewählten Beobachtungszeitraumes von 48 Wochen, die Wirksamkeit und Sicherheit einer lebenslangen Arzneimitteltherapie nicht adäquat abgebildet wurde. Weitere Analysen der BREATHER-Studie über einen Zeitraum von zwei Jahren laufen bereits, um die Nachhaltigkeit der Effekte zu evaluieren. |

Quelle

The Breather (Penta 16) Trial Group. Weekends-off efavirenz-based antiretroviral therapy in HIV-infected children, adolescents, and young adults (BREATHER): a randomised, open-label, non-inferiority, phase 2/3 trial.“ The Lancet HIV 2016, published online 20. Juni; doi: http://dx.doi.org/10.1016/S2352-3018(16)30054-6

Apotheker Dr. André Said

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