Arzneimittel und Therapie

Schwanger werden trotz Chemotherapie

Junge Brustkrebs-Patientinnen profitieren von einer temporären Ovarialsuppression

Eine temporäre Unterdrückung der Ovarialfunktion für die Zeit einer Krebsbehandlung kann die Fertilität junger Brustkrebs-Patientinnen in einem gewissen Maß schützen und hat keine nachteiligen Folgen auf das krankheitsfreie Überleben.

Jüngere Frauen, die aufgrund einer Brustkrebserkrankung zytotoxisch und/oder endokrin behandelt werden, leiden in der Folge häufig unter Fertilitätsstörungen. Im Rahmen einer italienischen Studie wurde der Frage nachgegangen, ob eine temporäre Unterdrückung der Ovarialfunktion die Reproduktionsfähigkeit schützen kann. Die Studienpopulation bestand aus 281 Frauen, die bei Diagnose ihrer Brustkrebserkrankung zwischen 24 und 45 Jahre alt waren. Ein Teil von ihnen hatte während der Chemotherapie monatlich zusätzlich den Gonadotropin-Releasing-Hormon (GnRH)-Rezeptor-Agonisten Triptorelin erhalten, der andere Teil nicht. Im ersten Teil der randomisierten Phase-III-Studie PROMISE-GIM6 (Prevention-of-Menopause-Induced-by-Chemotherapy-Studie der italienischen Studiengruppe Mammella 6) konnte gezeigt werden, dass eine passagere Ovarialsuppression mithilfe von Triptorelin das Eintreten einer frühen Menopause signifikant verringerte. So lag ein Jahr nach Beendigung der Chemotherapie bei 26% der Patientinnen ohne begleitende Gabe eines GnRH-Agonisten eine sekundäre Amenorrhö vor, in der GnRH-Agonisten-Gruppe war dies nur bei 9% der Patientinnen der Fall.

Nun wurden die Langzeitdaten der Studie veröffentlicht, die neben dem Fertilitätserhalt auch den möglichen Einfluss der Ovarialsuppression auf den Krankheitsverlauf untersuchte. Nach im Median 7,3 Jahren war bei 73% der Frauen, die zusätzlich den GnRH-Agonisten erhalten hatten, wieder eine Menstruationsblutung eingetreten, in der Kontrollgruppe nur bei 64%. In der Triptorelin-Gruppe waren acht Frauen schwanger geworden, in der Kontrollgruppe drei. Die temporäre Unterdrückung der Ovarialfunktion hatte keine Auswirkungen auf das krankheitsfreie Überleben: Dieses lag in der Triptorelin-Gruppe bei im Median 80,5 Monaten, in der Kontrollgruppe bei 83,7 Monaten. |

Kinderwunsch nach Krebs

Links, Adressen, Ansprechpartner und Fachquellen finden Sie unter anderem unter www.krebsinformationsdienst.de.

Quelle

Lambertini M et al. Ovarian suppression with triptorelin during adjuvant breast cancer chemotherapy and long-term ovarian function, pregnancies, and disease-free survival. JAMA 2015;314(24):2632–2640

Del Mastro L et al. Effect of the gonadotropin-releasing hormone analogue triptorelin on the occurrence of chemotherapy-induced early menopause in premenopausal women with breast cancer: a randomized trial. JAMA 2011;306:269–276

Apothekerin Dr. Petra Jungmayr

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