DAZ aktuell

„Patienten haben mehr verdient“

BAH zum geplanten Arztinformationssystem für neue Arzneimittel

BERLIN (ks/ral) | Ärzte sollen künftig schneller und einfacher Überblick über die Ergebnisse der frühen Nutzenbewertung neuer Arzneimittel erhalten. Die Bundesregierung plant hierfür ein Konzept für ein Arztinformationssystem. Der Bundesverband der Arzneimittel-Hersteller (BAH) mahnt, dass ein „Ampel“-System, wie es Kassen ­fordern, nicht weiterhelfen wird.

Im Pharmadialog wurde vereinbart, dass das Bundesgesundheitsministerium „unter Hinzuziehung der Dialogpartner“ ein Konzept für ein Arztinformationssystem entwickeln wird. Dass die Industrie ausdrücklich hinzugezogen werden soll, war dem Vernehmen nach ein Passus, den die Pharmaverbände noch kurz vor Schluss im Papier unterbringen konnten. Denn was zunächst positiv für die Hersteller klingen mag, kann für sie brisant werden – etwa wenn sich ein Ampel-System durchsetzt. Blinkt in der Arzt-Software „rot“ auf, weil ein Präparat keinen Zusatznutzen hat, wird dieser es kaum verordnen.

Der GKV-Spitzenverband ist irritiert, dass die Pharmaindustrie in den Prozess einbezogen werden soll. Er fordert für die Arztinformation ein „industrieneutrales Wissenstransfer­system“ – vom Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) zum Arzt und zur Krankenkasse. Ein Ampelsystem könnte hier eine einfache und sichere Orientierung bieten. Die ärztliche ­Entscheidung würde an die Krankenkasse übermittelt. Diese könne dann indikationsspezifisch und patientengruppengenau das Versorgungsgeschehen beobachten, analysieren sowie Ärzte und Patienten verstärkt beraten.

Der Bundesverband der Arzneimittel-Hersteller (BAH) hat hierfür allerdings kein Verständnis. „Allein schon aus seiner Zulassung ist ersichtlich, dass ein Arzneimittel wirkt und damit auch einen Nutzen für Patienten hat“, betont Hermann Kortland, stellvertretender Hauptgeschäftsführer des BAH. Das gelte unabhängig davon, ob der G-BA anschließend einen Beleg für einen Zusatznutzen anerkennt oder nicht. Zudem: Die mit dem GKV-Spitzenverband ausgehandelten Preise seien bereits wirtschaftlich. Ein Ampelsystem werde Ärzten nicht helfen und sollte ihrem Anspruch auch nicht genügen, meint man beim BAH. Die Ampel suggeriere eine einfache, pauschale Bewertung von Therapien, die der Versorgungswirklichkeit nicht entspreche. Doch ­Patienten hätten mehr verdient als eine Arzneimitteltherapie nach einer Drei-Farben-Lehre, so Kortland. |

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