DAZ aktuell

Auf jeder Krankenhausstation ein Apotheker?

Ausschuss empfiehlt verpflichtende Einführung von Stationsapothekern

STUTTGART (hfd) | Als Lehre aus einer Serie von Mordfällen empfiehlt ein Landtagsausschuss in Niedersachsen, auf jeder Krankenhausstation in Deutschland einen Apotheker einzustellen. Dies soll die Arzneimittelsicherheit erhöhen – und Missbrauchsfällen vorbeugen.

In einer Serie von Morden in Delmenhorst und Oldenburg hatte ein Krankenpfleger mindestens fünf Patienten getötet – weitere Fälle sind noch offen. Ein Sonderausschuss des Landtags, der sich derzeit mit den politischen Konsequenzen beschäftigt, empfiehlt die verpflichtende Einstellung von Apothekern auf jeder Krankenhausstation – im ganzen Bundesgebiet. Laut CDU-Obfrau Anette Schwarz soll so die Arzneimittelsicherheit erhöht und potenziell auch Kriminalität verhindert werden.

„Durch die Einführung des Stationsapothekers gäbe es die Möglichkeit, den Abfluss der Medikamente nachzuvollziehen“, sagt Schwarz gegenüber DAZ.online. Bei der Mordserie hatte ein Pfleger zugegeben, 90 Patienten eine Überdosis des Herzmittels Ajmalin verabreicht zu haben, bis zu 30 sollen verstorben sein. Neben einer genaueren Leichenschau und eines anonymen Meldesystems sieht der 45-seitige Empfehlungskatalog auch die Verbesserung der Arzneimittelsicherheit vor.

Patientenindividuelle Beratung

Schwarz geht es darum, die Betreuung von Patienten im Krankenhaus generell zu verbessern – um Druck von Pflegepersonal und Ärzten zu nehmen und so Fehler zu vermeiden. Durch die zusätzlichen Apotheker könne außerdem die Versorgung verbessert werden, auch wenn die Apotheker nicht immer bei der Verordnung danebenstehen „und auf die Finger klopfen“ könnten, wie die Landtagsabgeordnete sagt. Doch sie könnten die Mediziner besser beraten und die Therapie individuell auf den jeweiligen Patienten zuschneiden.

Die Empfehlungen sind bereits weitgehend zwischen den Landtagspar­teien abgestimmt und sollen in den nächsten Wochen finalisiert werden – im Juni befasst sich der Landtag mit dem Thema. Komplett offen ist jedoch noch die Finanzierung, auch in Niedersachsen. Eine Möglichkeit wäre es dort, Stationsapotheker mittels der anstehenden Novelle des niedersächsischen Krankenhaus-Gesetzes ein­zuführen. |

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