Prisma

Vererbung von Diabetes und Übergewicht

Epigenetik ist ein Schlüssel zur Epidemiologie der beiden Volkskrankheiten

cae | Eltern, die aufgrund einer ungesunden Ernährung eine Stoffwechselstörung entwickeln, ver­erben diese auch an ihre Nachkommen. Was nun an Tests mit Mäusen belegt wurde, dürfte auch für den Menschen gelten.
Foto: Sascha Burkard – Fotolia.com

Wenn sie ständig zu viel und zu fett frisst, schadet sie nicht nur sich selbst, sondern auch ihren Nachkommen.

Genetiker des Helmholtz Zentrums München fütterten Labormäuse kontinuierlich mit einer fettreichen Nahrung, sodass sie fettleibig wurden und einen Diabetes Typ 2 entwickelten. Dann entnahmen sie sowohl den erkrankten Mäusen als auch gesunden Mäusen ­Eizellen bzw. Spermien und führten künstliche Befruchtungen in drei Va­riationen durch: Entweder stammten beide Geschlechtszellen von den erkrankten Mäusen oder nur die Eizelle oder nur die Spermienzelle. Die befruchteten Eizellen wurden gesunden Mäusen („Leihmüttern“) implantiert, die gesund ernährt wurden.

Nach der Geburt und Aufzucht unter gesunden Bedingungen zeigten die Nachkommen mehr oder weniger stark die Krankheitssymptome ihrer genetischen Eltern. Dabei schlug das mütterliche Erbe stärker durch als das väterliche. Zudem neigten die männlichen Nachkommen eher zur Insulinresistenz und die weiblichen eher zum Übergewicht. Da es sich bei diesem „Erbe“ um erworbene Stoffwechselstörungen handelt, wurde es nicht über die Gene, sondern über epigenetische Mechanismen weitergegeben.

Die Autoren der Studie zweifeln nicht daran, dass die Ergebnisse der Tierversuche auf den Menschen übertragbar sind: Die seit etwa 1960 gleichsam aus dem Nichts aufgetauchten Krankheiten Diabetes Typ 2 und Adipositas hätten sich ohne eine starke epigenetische Komponente nicht so schnell zu Volkskrankheiten ent­wickeln können. |

Quelle

Huypens P, et al. Epigenetic germline inheritance of diet-induced obesity and insulin re­sistance. Nature Genetics; epub 14.3.2016

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