Arzneimittel und Therapie

Zweischneidige Entscheidung

Inzidierte Hautabszesse heilen unter Co-trimoxazol schneller

Haut- und Weichteilinfektionen werden häufig von Methicillin-resistenten Staphylococcus-aureus-Stämmen (MRSA) verursacht. Die Gabe von Co-trimoxazol nach chirurgischer Sanierung stellt laut einer Studie eine kostengünstige Methode dar, um die Heilungsrate zu verbessern.

Zweischneidige Entscheidung

Abszesse bilden sich als umkapselte Eiteransammlung nach einer entzündlichen Gewebseinschmelzung. Standardtherapie ist die Inzision, die für den Abfluss des Eiters sorgt, in Verbindung mit einer Drainage, die den weiteren Sekretabfluss ermöglicht. Bei MRSA-bedingten Haut- und Weichteilinfektionen erfolgt häufig die kombinierte Gabe von Sulfamethoxazol und Trimethoprim (Co-trimoxazol), die in vitro nach wie vor wirksam ist. In einer multizentrischen, randomisierten Studie wurde der Frage nachgegangen, ob die zusätzliche Gabe von Co-trimoxazol bei unkomplizierten Hautabszessen bessere Ergebnisse erzielt als die alleinige Drainage.

Antibiose bessert Heilungsrate

Aus fünf amerikanischen Notfallambulanzen wurden 1265 Patienten in die Studie eingeschlossen, die typische Abszesse von zwei bis drei Zentimetern Größe und 1,5 Zentimetern Tiefe an verschiedenen Körperstellen aufwiesen. Bei 45% der Teilnehmer war in der Wundkultur MRSA nachweisbar. Alle Patienten erhielten zusätzlich zur chirurgischen Versorgung für sieben Tage entweder zweimal täglich 320 mg Trimethoprim in Kombination mit 1600 mg Sulfamethoxazol (Co-trimoxazol) oder Placebo. Primärer Endpunkt war die klinische Heilung des Abszesses, sieben und 14 Tage nach Behandlungsende.

Eine komplette Abheilung des Abszesses wurde bei 80,5% der Patienten unter Therapie mit Co-trimoxazol festgestellt, gegenüber 73,6% in der Kontroll-Gruppe. Der Unterschied war signifikant (p = 0,005). Die antibiotisch behandelten Patienten schnitten auch hinsichtlich Folgekomplikationen besser ab: Im Zeitraum von bis zu acht Wochen nach der Erstbehandlung waren seltener erneute chirurgische Eingriffe nötig (3,4% vs. 8,6%) und es gab weniger neue Hautinfektionen an anderen Stellen (3,1% vs. 10,3%). Es traten keine schweren Nebenwirkungen auf. Lediglich die Inzidenz gastrointestinaler Beschwerden lag in der Verum-Gruppe höher (42,7% vs. 36,1%).

Studienlage widersprüchlich

Das Ergebnis einer signifikanten Überlegenheit der Antibiose steht im Gegensatz zu früheren Untersuchungen, beispielsweise der Studie von Schmitz et al. aus dem Jahr 2010. Sie zeigte kein signifikantes Ergebnis hinsichtlich der primären Abheilung, aber ebenfalls weniger Folgeinfektionen. Die Untersuchung war allerdings mit einer zu kleinen Fallzahl von 212 Patienten durchgeführt worden, um beim primären Endpunkt zusätzliche Effekte nachzuweisen, erläutern Talan und Mitarbeiter. Die Heilungsrate lag schon unter Standardtherapie bei 80%, und der Nachweis der Überlegenheit einer weiteren Intervention erfordere höhere Fallzahlen. Diese waren in der Studie von Talan gegeben.

Strenge Indikationsstellung

Dennoch ziehen die Autoren ein gemischtes Fazit. Häufige Nebenwirkungen von Co-trimoxazol sind neben gastrointestinalen Beschwerden Pruritus, Erytheme und allergische Reaktionen. Etwa drei von 100.000 exponierten Patienten erleiden das lebensbedrohliche Stevens-Johnson-Syndrom. Da zudem die Gefahr besteht, bakterielle Resistenzen zu fördern, sollte sich die antimikrobielle Therapie auf besondere Fälle beschränken: Patienten mit einem Abszess-Durchmesser größer als fünf Zentimeter, systemischen Entzündungen, Diabetes mellitus sowie auf sehr junge oder sehr alte Patienten.

Wie die Studie für die Situation in Deutschland bewertet wird, lesen Sie in den folgenden beiden Kommentaren. |

Quelle

Talan DA et al. Trimethoprim-Sulfamethoxazole versus Placebo for Uncomplicated Skin Abscess. N Engl J Med 2016;374:823-832

Schmitz GR et al. Randomized controlled trial of trimethoprim-sulfamethoxazole for uncomplicated skin abscesses in patients at risk for community-associated methicillin-resistant Staphylococcus aureus infection. Ann Emerg Med 2010;56:283-287

Apotheker Ralf Schlenger

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