Die Seite 3

Steile These

Foto: DAZ/Kahrmann

Dr. Doris Uhl, Chefredakteurin der DAZ

„Die Beratung der Apotheker zur Pille danach kann einfach nur schlecht sein!“ Dieses Vorurteil versucht der Bundesverband der Frauenärzte mit allen Mitteln zu untermauern. Diesmal soll doch tatsächlich die Zahl der Schwangerschaftsabbrüche trotz rezeptfreier „Pille danach“ gestiegen sein (s. Seite 12 „Häufiger verkauft, aber auch ...“), weil die Apotheker nicht richtig beraten. Eine steile These.

Lassen wir doch einfach mal die Zahlen der Schwangerschaftsabbrüche 2015 nach Beratung (ohne Medizinische und Kriminologische Indikation) für sich sprechen:

1. Quartal: 25.377

2. Quartal: 23.525

3. Quartal: 23.130

4. Quartal: 23.306

Danach liegt die Zahl der Schwangerschaftsabbrüche in allen Quartalen nach der Freigabe im März 2015 unter der im ersten Quartal. Aus diesen Zahlen einen Anstieg der Schwangerschaftsabbrüche aufgrund falscher Beratung durch die Apotheker abzuleiten, ist schon abenteuerlich.

Fakt ist, und da geben wir den Frauenärzten Recht, die Zahl der Abbrüche ist zum vierten Quartal 2015 im Vergleich zum dritten Quartal 2015 leicht gestiegen. Aber so etwas ist nicht neu und könnte ganz andere Ursachen haben. So stieg die Zahl der Abbrüche auch im Jahr 2013 vom dritten zum vierten Quartal. Das hat zu keinem Aufschrei geführt und niemand ist auf die Idee gekommen, die Beratung der Frauenärzte dafür verantwortlich zu machen.

Sicher soll die Notfallverhütung helfen, Schwangerschaftsabbrüche zu vermeiden und ihre schon jetzt niedrige Zahl weiter zu senken. Doch geben die von den Frauenärzten zitierten Zahlen überhaupt keinen Aufschluss darüber, wie viele der Frauen aufgrund des Versagens der Notfallkontrazeption einen Schwangerschaftsabbruch vorgenommen haben – weder in der Vergangenheit noch im Jahr 2015. Aber nur anhand solcher Daten und unter Einbeziehung einer „natürlichen“ Versagerquote der „Pille danach“ könnte man einen halbwegs validen Rückschluss auf die Beratungsleistung der Apotheker ziehen.

Wenn die Verantwortlichen des Bundesverbandes der Frauenärzte also jetzt ohne solche Daten den Apothekern unterstellen, sie würden falsch beraten, muss man sich fragen, ob sie tatsächlich die Grundzüge der Statistik nicht verstanden haben oder ob einfach der Zweck die Mittel heiligen muss. Nun wollen wir den Frauenärzten nicht umgekehrt Unfähigkeit unterstellen – Bösartigkeit aber auch nicht.

Liebe Frauenärzte, wie wäre es, wenn Sie einfach mal anerkennen, dass die Apotheker einen guten Job machen. Und wenn dann doch irgendwo mal was nicht rund läuft, ist der direkte Austausch sicher eher im Sinne des Patienten als eine Pauschaldiskreditierung eines ganzen Berufsstands in den Medien.

Dr. Doris Uhl

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