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Ausgezeichnete Ausbildung?

Foto: DAZ/Kahrmann

Dr. Benjamin Wessinger, Chefredakteur der DAZ

Die Apothekerkammer Baden-Württemberg ist erkennbar stolz auf ihr Konzept der „Akademischen Ausbildungsapotheke“. Mit dem Siegel dürfen sich Apotheken schmücken, die ihren Pharmazeuten im Praktikum (PhiP) etwas Besonderes bieten. Hamburg hat das Konzept übernommen, die Kammer Westfalen-Lippe hat sich bei ihrem Konzept der AMTS-Ausbildungsapotheken erkennbar vom baden-württembergischen Modell inspirieren lassen. Die Deutsche Pharmazeutische Gesellschaft (DPhG) hat vor Kurzem gar gefordert, die sehr strengen Anforderungen des Konzepts (s. „Die akademische Ausbildungsapotheke“, S. 20 dieser DAZ) zukünftig für alle Apotheken verbindlich vorzuschreiben, die PhiPs ausbilden wollen.

Nebenbei bemerkt war das durchaus irritierend, wie auf der einen Seite die Apothekerkammern – die für den Dritten Ausbildungsabschnitt verantwortlich sind – von den Universitäten forderten, das Pharmaziestudium zu reformieren und auf der anderen Seite die Hochschullehrer über die DPhG verkündeten, an den Unis sei doch alles in Ordnung, die Reformen müssten im Praktischen Jahr stattfinden. Anstatt dass jeder das ändert, was er ändern könnte, fordert er Reformen von anderen …

Aber ganz davon abgesehen hat die DPhG mit ihrem Vorstoß dem Konzept einen Bärendienst erwiesen. Denn eine bundesweite Einführung der Zertifizierung besonders engagierter Ausbildungsapotheken scheiterte wohl vor allem daran, dass befürchtet wurde, über Kurz oder Lang dürften nur noch die zertifizierten Apotheken überhaupt ausbilden. Da kann die baden-württembergische Kammer noch so oft betonen, dass das nicht der Sinn ihres Konzeptes ist.

Natürlich kann man fragen, ob eine solche Auszeichnung besonders guter Ausbildungsapotheken nötig ist. Man kann und muss von einem Akademiker, der gerade ein vierjähriges, hoch anspruchsvolles Studium hinter sich hat, erwarten, dass er sich seine Ausbildungsstätte sorgfältig aussucht. Es gibt Erfahrungsberichte, Bewertungen, sogar Auszeichnungen für besonders gute Ausbildungsstätten – der Bundesverband der Pharmaziestudierenden (BPhD) hat sich hier verdient gemacht, auch wenn die entsprechenden Listen auf seiner Website leider nicht mehr ganz aktuell sind.

Aber vielleicht sind es sowieso eher die Apotheken, die von einer solchen Zertifizierung profitieren. Es gibt viele engagierte Apotheker, die große Probleme haben, einen PhiP zu finden. PhiPs auszubilden ist nicht nur wichtig für den ganzen Berufsstand, es ist oft auch die Quelle für guten „Personal-Nachschub“ für die eigene Apotheke. Dass ein ehemaliger PhiP später „seine“ Ausbildungsapotheke übernimmt, kommt relativ häufig vor.

In der Ausbildung zum Apothekerberuf liegt einiges im Argen, an den Universitäten genauso wie in den Ausbildungsapotheken (und auch im Praktikumsbegleitenden Unterricht!). Deswegen ist die Diskussion über diese Themen zu begrüßen. Es ist höchste Zeit, dass sich alle Beteiligten – die Apotheken, die Hochschulen und der Berufsnachwuchs – konstruktive Gedanken darüber machen, wie eine moderne Pharmazeutenausbildung aussehen könnte. Am besten gemeinsam!

Dr. Benjamin Wessinger


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